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Schlagwort: Selbstversorger

Ferme du Bec Hellouin in der Normandie
Stefanie
BEITRAGSAUTORIN: Stefanie | KATEGORIE: Natürlich & nachhaltig leben | 02.10.2023

„Kooperative Betriebe mit klaren Regeln sind die Zukunft des Nahrungsmittelanbaus.“ – Interview mit Perrine Hervé-Gruyer

In „Unser Leben mit Permakultur“ berichten Perrine und Charles Hervé-Gruyer von ihrem Weg von einem kleinen Bauernhof zu einer Permakultur-Farm, die zum Vorzeigemodell wurde. Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten arbeiteten die beiden hartnäckig an ihrem Traum und eigneten sich dabei so manches Wissen an, das sie heute gern mit Gleichgesinnten teilen.

Im Interview erzählt Perrine von der Suche nach dem Sinn des Lebens, dem Umgang mit der plötzlichen Aufmerksamkeit und der Vorbildfunktion.

Was war der größte Anstoß, euer altes Leben aufzugeben und aufs Land zu ziehen?
Ich hatte eigentlich einen sehr interessanten Job, der mich intellektuell forderte, dem aber leider der Sinn fehlte. Daher stellte ich mir täglich die Frage nach dem Sinn meines Lebens. Auf der Suche danach fand ich eine bessere Lebensqualität, die mit meinen Werten und dem, was ich für mich und meine Familie für richtig hielt, übereinstimmte.

Habt ihr davor schon von der Permakultur gehört oder euch damit beschäftigt?
Als wir 2003 mit der Farm und dem Ziel der Selbstversorgung begannen, hatten wir keine Ahnung, was Permakultur ist und erst 2008 hörten wir das erste Mal davon, obwohl wir bereits zwei Jahre zuvor zu „professionellen“ Landwirt*innen geworden waren.

Farm von Perrine und Charles Hervé-Gruyer
Ferme du Bec Hellouin - Foto: © Löwenzahn Verlag / Perrine und Charles Hervé-Gruyer

Warum hat die Permakultur in euren Augen so einen großen Stellenwert für die Zukunft der Landwirtschaft?
Sie hilft uns bei der Bewältigung des Klimawandels und der Wasserproblematik. Sie lässt uns verstehen, wie Ökosysteme funktionieren und wie wir sie nachahmen können, ohne künstliche Intelligenz einzusetzen.

War es sehr schwierig von Null anzufangen und euch eine Farm aufzubauen?
Wir hatten kaum Wissen über Landwirtschaft. Wir konnten gerade mal eigenes Gemüse in unserem Garten anbauen. Aber das wars dann auch schon. Deshalb haben wir viel herumprobiert und da ging auch öfter mal was daneben. Die einzigen Anhaltspunkte, die wir hatten, stammten aus Büchern oder dem Internet. Dadurch verloren wir viel Zeit und Geld, doch wir mussten schnell dazulernen und alles zum Laufen bringen – denn wir hatten eine Familie zu ernähren. Wir kümmerten uns am Anfang auch nicht um den Boden. Wir wussten nicht mal, dass unser Boden die schlechtesten Voraussetzungen für den Obst- und Gemüseanbau bot. Anfangs hatten wir auch nur ein Haus mit Strohdach und eine Weide. Wir trieben etwas Geld auf, kauften mehr Land und bauten notwendige Betriebsgebäude. Es war also schon eine Herausforderung.

Was war es für ein Gefühl, als die ersten Wissenschaftler*innen/Forscher*innen an eure Tür klopften? Wie geht ihr mit eurer Bekanntheit um?
Das war 2010. Zu dieser Zeit hatten wir schon etwas über Permakultur gelernt und haben auch die ersten Veränderungen hin zur Permakultur gemacht. Wirtschaftlich gesehen wurden die Dinge immer besser und wir konnten sogar etwas Geld verdienen. Obwohl wir wussten, dass die Anwendung von Permakultur auf die Landwirtschaft etwas Besonderes ist (was unseres Wissens noch nie zuvor gemacht wurde), wussten wir nicht, was die Wissenschaftler*innen über den Hof denken würden. Wir waren daher ein wenig ängstlich, nervös und neugierig, aber gleichzeitig bereit, mit ihnen etwas zu tun, das Tausenden von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen helfen könnte.
Anfangs merkten wir nicht viel von unserem „Ruhm“. Wir arbeiteten täglich in den Gärten und das einzige Feedback, das wir über unsere Arbeit bekamen, kam von den Kund*innen und den Wissenschaftler*innen, aber auch von den Auszubildenden, die ab 2009 zu speziellen Schulungen zu uns kamen. Bevor die wissenschaftliche Studie veröffentlicht wurde, sprachen die Medien bereits über die Farm, aber sie war auch Gegenstand einiger Kritik von Leuten, die gegen die ökologische Landwirtschaft in kleinem Maßstab waren. Wenn man mit der Natur arbeitet und täglich die Hände im Dreck hat, bleibt man bescheiden, weil man weiß, dass alles passieren kann und man auch nicht alles kontrollieren kann. Am Ende des Tages sind wir einfach nur Gemüsebäuerin und -bauer.

Was ist es für ein Gefühl, Vorzeigemodell und Vorbild geworden zu sein?
Ich fühle mich nicht wie ein Vorbild. Ich weiß, dass das, was wir erreicht haben, eine Menge Leute inspiriert und ihr Leben verändert hat. Aber wenn man mit der Natur arbeitet und sich mit ökologischer Landwirtschaft beschäftigt, ist die Arbeit nie erledigt. Es gibt immer etwas zu tun.
Ich arbeite jetzt schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr auf der Farm, um jungen Landwirt*innen bei ihren Projekten zu helfen. Aber ja: Von der Farm rauszukommen zeigte mir, dass wir wirklich bekannt und ein Vorbild für viele sind. Ich weiß, dass weder wir perfekt sind noch die Farm es ist, daher fällt es mir leicht, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren und so viele Ratschläge wie möglich an die nächsten Generationen weiterzugeben.

Was würdet ihr euch für zukünftige Veränderungen in der Landwirtschaft wünschen?
Die Landwirtschaft in Europa und weltweit ist die ärmste Wirtschaft, wenn man die Kleinbauern berücksichtigt. Dennoch wird sie natürlich benötigt, um die Menschen zu ernähren (und nicht, um Geld für Biokraftstoff oder ähnliches zu verdienen). Aber in Frankreich befinden wir uns derzeit am Scheideweg mehrerer Krisen (Mangel an Landwirt*innen, da die Hälfte von ihnen bis 2030 in den Ruhestand gehen wird; Energiekosten; Rohstoffkosten; Krise bei Bioprodukten; Schwierigkeiten beim Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen usw.). Die Ernährungssouveränität ist also in Gefahr. Und es ist eine Herausforderung, neue landwirtschaftliche Betriebe zu gründen und damit einen angemessenen Lebensunterhalt zu verdienen. Aus all diesen Gründen sehe ich die einzige Zukunft in der Landwirtschaft darin, junge (oder weniger junge) Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund in die Landwirtschaft zu lassen. Aber wenn wir wollen, dass die Landwirtschaft wirtschaftlich und menschlich überlebensfähig ist, müssen alle zusammenarbeiten und ihre Produktion in großen Betrieben zusammenfassen, in denen alle Geräte und Ressourcen gemeinsam genutzt werden können, in denen sich die Produktionen gegenseitig ergänzen, in denen die Landwirte zusammenarbeiten usw. Kooperative Betriebe mit klaren Regeln sind die Zukunft des Nahrungsmittelanbaus.

Denkst du, dass sich das Denken/das Bewusstsein über die Methoden der Landwirtschaft geändert hat oder dabei ist, sich zu ändern?
Ja, zum Glück! Regenerative Landwirtschaft und agrarökologische Techniken sind auf dem Vormarsch, und wir sehen jetzt, dass große Betriebe solche Anbaumethoden anwenden. Aber solange die Wirtschaft alle Überlegungen bestimmt, wird es schwierig sein, einen grundlegenden Wandel herbeizuführen. Die meisten Landwirt*innen haben es schwer, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Warum glaubt ihr, steckt die Landwirtschaft nach wie vor in einer so großen Krise, obwohl es Lösungen wie die Permakultur gibt? Warum ist ein Wechsel so schwierig und was muss sich konkret tun?
Veränderungen sind in der Landwirtschaft aus vielen Gründen schwierig: Die Landwirtschaft ist eine Welt für sich, und sie funktioniert nicht wie andere Teile der Gesellschaft. Die Landwirt*innen beobachten sich gegenseitig und es ist schwierig, die Bereitschaft zu zeigen, Dinge anders zu machen. Außerdem ist der Mehrwert bei den meisten Verfahren so gering, dass die Landwirtschaft oft als „armer Teil“ der Wirtschaft angesehen wird (es sei denn, alle Erzeugnisse werden exportiert). Für Landwirt*innen ist es schwierig, sich zu ändern, denn in unserem Bereich kann die kleinste Veränderung enorme Folgen haben und die können schlecht sein. Wenn man finanziell bereits angeschlagen ist, ist es nicht leicht, das Risiko einzugehen.

Was hast du für Ziele, was möchtest du noch erreichen?
Ich möchte dazu beizutragen, dass sich die Art und Weise, wie neue Landwirt*innen in die Landwirtschaft einsteigen, ändert. Meistens ist für sie der Anfang besonders schwer, wenn man die Klimaproblematik, die Energiekrise und die Tatsache bedenkt, dass es zumindest in den ersten Jahren schwierig ist, von der Landwirtschaft zu leben.

Wie ist eure Entscheidung auf das Dorf in der Normandie gefallen?
Die Familie von Charles ist aus der Normandie und ihr Heimatdorf ist nicht weiter von unserer Farm entfernt.

Mit wie vielen Quadratmetern Land habt ihr angefangen, Gemüse anzubauen? Und wie viele Gemüsearten wachsen auf der Farm?
Für unsere Familie haben wir mit etwa 300 Quadratmetern angefangen. Heute verkauft der Hof keine Produkte mehr (und baut daher nicht mehr die gleiche Vielfalt an), aber wir haben früher etwa 500 Sorten Gemüse, Obst und Kräuter verkauft.

Nach welcher Zeitspanne konntet ihr euch von eurer eigenen Ernte selbst ernähren? Wie schnell habt ihr weitere Erfolge gesehen?
Es dauerte etwa fünf Jahre, um über die Runden zu kommen (wir investierten gleichzeitig noch in den Aufbau des Betriebs), aber dank der Studie von 2010 bis 2015 haben wir echte Erfolge erzielt. Vor allem, als wir die Ergebnisse des ersten Jahres erhielten, wussten wir, was wir anders machen mussten, und die Einnahmen stiegen deutlich an.

Wie sah ein üblicher Tag auf dem Hof bei euch aus?
Mindestens zwölf Stunden harte Arbeit während des Frühlings und Sommers. Weniger ist es im Winter. Du teilst deine Zeit auf zwischen Unkraut jäten, ernten, verkaufen, Ackerbau betreiben und dich um die Tiere kümmern.

Was war euer größtes Highlight/schönster Moment in den vergangenen 15 Jahren?
Ich denke, die Tatsache, dass wir als seriös und pragmatisch sowie als Entdecker bzw. Entdeckerin einer (neuen) Art zu wirtschaften anerkannt wurden.

Welchen Ratschlag könntet ihr angehenden Permakulturist*innen mitgeben?
Macht eine Ausbildung, legt eure Hände in den Dreck! Vergewissert euch, dass ihr wirklich ein professionelle*r Landwirt*in werden wollt und ihr euch nicht nur zur Selbstversorgung hingezogen fühlt.

Porträtbild von Deborah und Florian Hucht
BEITRAGSAUTORIN: Hannah | KATEGORIE: Garten & Balkon | 13.02.2023

„Das Selbermachen schafft kleine bewusste Inseln” – Interview mit Deborah und Florian Hucht

Florian und Deborah Hucht sind die Autor*innen von „Projekte zum Anpacken“. Beide sind in der Medienbranche tätig und verbringen viel Zeit vor dem Bildschirm. Den passenden Ausgleich finden sie darin, mit eigenen Händen anzupacken, ihre vielen DIY-Ideen zu realisieren und dabei draußen in der Natur zu sein. Mit dem Erwerb ihres eigenen Kleingartens haben sie sich endlich selbst Raum geschaffen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und selbst Bestimmer*in zu sein. Im Interview erzählen sie uns, welche Bedeutung das Gärtnern und Selbermachen für sie hat, wie relevant und wichtig es gerade in der heutigen Zeit des Massenkonsums und der Wegwerfgesellschaft ist, welche Projekte bei ihnen noch anstehen und wie ihr Buch entstanden ist.

Wie kam es dazu, dass ihr das Buch „Projekte zum Anpacken“ geschrieben habt?

Deborah und Florian Hucht: Die Verlagsleitung kam auf uns zu, ob wir nicht Lust hätten, ein Buch zu schreiben. Da wir gerade mehr in Richtung DIY machen wollten, kam die Anfrage wie gerufen.

Was war der schönste Moment beim Schreiben/ Gestalten des Buches?

Wir haben viele coole Projekte gemacht. So etwa die Feuerstelle, die wir fürs Buch umgesetzt haben: Sie stand schon ewig auf unserer To-Do-Liste und es wurde Zeit für dieses Projekt. Wir freuen uns jeden Tag darüber, wenn wir im Garten sind. Es war nochmal ein richtiger Schub an Kreativität, mit Christina [Kindl-Eisank, Verlagsleiterin Löwenzahn Verlag, Anm. d. Red.] zu brainstormen, was alles machbar wäre. Am Ende sind einige neue Projekte herausgekommen, die wir in der Form gar nicht geplant hatten. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht.

Florian Hucht schraubt ein Dach zusammen.
Selbermachen bedeutet Kreativität, Freiheit – und sich eine Auszeit vom Alltag zu schaffen. © Löwenzahn Verlag / Deborah & Florian Hucht

Warum ist der Ausgleich mit Gärtnern, Selbermachen und Basteln so wichtig für euch?

Das fing schon an, bevor wir unseren Garten gefunden hatten und noch in Vollzeitjobs arbeiteten. Wir haben gemerkt, wie es uns förmlich rauszieht an die frische Luft. Weg von den Rechnern. Zuerst haben wir Deborahs Schwester geholfen, das Haus zu renovieren, dann haben wir hier und da bei Angehörigen im Garten mitgemacht. Und diese Arbeitseinsätze schafften den Ausgleich, das zur-Ruhe-kommen. In der Agenturarbeit macht man diverse Projekte und Kampagnen, Onlinemagazine, Onlinebanner. Aber es ist etwas anderes, wenn man sein Arbeitsprodukt in den Händen halten, es essen oder sich hineinsetzen kann. Das ist viel nachhaltiger und gleichzeitig eine gute Therapiemöglichkeit. In der Agentur ist man getrieben von anderen Meinungen und Entscheidungen, im Garten sind wir die Bestimmer*innen. Wir können entscheiden, wie wir etwas machen wollen. Damit ermöglichen wir uns ein Stück Freiheit und Gestaltungsfreiraum.

Florian und Deborah Hucht basteln an einer Blumen-Deko.
Die wichtigste DIY-Einstellung: Einfach mal ausprobieren und mit kleinen Projekten starten. © Löwenzahn Verlag / Christina Körte

Und warum kann der Ausgleich für andere Menschen, die euer Buch in die Hand nehmen, ebenso relevant und notwendig sein?

Wir finden, dass das Buch Lust macht, etwas umzusetzen. Das Buch soll zeigen, dass man im Kleinen Selbstwirksamkeit erfahren kann. Und es soll die Menschen dafür begeistern, sich zu trauen. Unsere Nachbarn etwa schrecken vor großen Projekten zurück. Wir sagen aber: Probiert es aus! Denn man kann nur besser werden. Es geht auch darum, herauszufinden, was einem Spaß macht und so sein eigenes Ding zu finden, sich ermutigt zu fühlen. Es kommen andauernd Menschen auf uns zu, die sagen, dass sie das auch gerne machen würden, aber keine entsprechende Ausbildung haben. Die haben wir aber selber nicht, und darum geht es auch nicht. Wenn ein Grundinteresse da ist, sollte man es einfach ausprobieren.

Das Buch kann somit Sicherheit bieten, weil es eine Orientierungshilfe ist. Man hat die Anleitung schwarz auf weiß und kann immer wieder nachsehen und -lesen. Klar, auf Pinterest gibt es genauso viele Anleitungen, aber die Auswahl ist dort einfach zu groß. Das überfordert die Leute.

Welchen Tipp habt ihr für Menschen, die sich noch nicht an ein DIY-Projekt heranwagen, weil sie Angst haben, dass es nicht gelingt?

Wir haben mehrere Tipps. Der wichtigste ist wohl: Einfach mal machen, man lernt ja beim Ausprobieren und wird mit der Zeit besser. Das Buch ist vor allem auch für Anfänger*innen geeignet, weil es kleinere Projekte gibt. Man muss ja nicht gleich mit einem Kletterturm beginnen – bastelt einfach mal ein paar Blumensachen.

Es sind oftmals Frauen, die vor großen Geräten zurückschrecken: „Da traue ich mich nicht dran, ich hole mir lieber jemanden zur Seite, Freund*innen oder Nachbar*innen, wie mache ich das eigentlich?“ Da ist es hilfreich, jemanden dazu zu holen, der das schon gemacht hat, z. B. über Social Media, Nachbarschaftsgruppen oder aus dem Freundeskreis. Einen Garten-Buddy, damit man vier Hände hat statt zwei und nicht alleine dasteht.

Außerdem merkt ihr vielleicht z. B. bei einem Projekt: „Ich mag organische Materialien, aber Metall und Plastik sind nicht meins.“ Kein Problem – es muss nicht immer alles für jeden sein. Verwendet die Materialien, die euch Spaß machen. Und schraubt eure Ansprüche herunter. Der Weg ist das Ziel, es geht ja schließlich ums Machen. Klar, das Ergebnis soll schön sein oder auch funktional. Aber perfekt muss es nicht sein. Das unterscheidet uns vielleicht auch von anderen DIY-Makern.

Wir würden auch empfehlen, aufs Vergleichen zu verzichten. Wer schon seit 20 Jahren mit Holz, diversen Sägen und anderen Geräten arbeitet, sollte nicht euer Maßstab sein. Wenn man das ganze Holz verschnitten hat, ist es natürlich blöd. Aber aus solchen Fehlern lernt man, wird mit der Zeit besser und vor allem kreativer. Dann fällt einem ein Lösungsvorschlag ein. Diese Frustrationsmomente sind auch Lernmomente.

Deborah Hucht arbeitet im Garten mit einem Hammer.
Das schönste Gefühl ist es, selbst anzupacken – perfekt muss das Ergebnis gar nicht sein. © Löwenzahn Verlag / Deborah & Florian Hucht

An welchem neuen Projekt arbeitet ihr beide aktuell?

Wir sind in der Planungsphase für ein Terrassengeländer mit mehr Sichtschutz oder vielmehr Sonnenschutz. Wir brauchen mehr Schatten für unsere Terrasse, es soll praktisch und schön zugleich werden.

Deborah und Florian Hucht stehen in ihrem selbstgebauen Tipi.
Indem wir etwas Selbermachen, setzen wir uns auch wieder mit den Materialien und deren Ursprüngen auseinander. © Löwenzahn Verlag / Christina Körte

Warum sind „Do it yourself“ und Nachhaltigkeit aus eurer Sicht derzeit so essenziell?

Da kommen viele Faktoren zusammen. Angefangen mit der Energiekrise: Alles wird teurer. DIY ist oft eine gute Möglichkeit, Geld zu sparen und mit Dingen zu arbeiten, die man schon hat. Über Kleinanzeigen oder auf dem Sperrmüll kann man günstig an Material kommen. Es geht aber auch darum, die Dinge wertzuschätzen. Wenn ihr etwas selbst gemacht habt, werdet ihr ein ganz anderes Verhältnis dazu haben als zu einer gekauften Sache. Und macht euch vielleicht eher die Mühe, etwas zu reparieren, statt es gleich neu zu kaufen.

Im Garten lernen wir viel über das Thema Saisonalität: Wir nehmen bewusster wahr als früher, wie sich Jahreszeiten verändern. Und sehen auch unmittelbar die Auswirkungen des Klimawandels – man hat viel mehr einen Blick darauf, was in der Natur passiert. Und ja, man kann auf Klimademos gehen oder Petitionen starten. Man kann aber auch im Kleinen beginnen. Wir sind noch lange keine Selbstversorger*innen und machen nicht alles perfekt. Aber wir versuchen, uns so klimaneutral wie möglich zu verhalten. Auch wenn es manchmal unbedeutend wirkt, wie zum Beispiel Regenwasser sammeln oder Holzreste verarbeiten – das Selbermachen schafft kleine bewusste Inseln. Und es ist eine gute Art, dieses Umdenken auszuleben.

Fermentieren
BEITRAGSAUTORIN: Katharina M. | KATEGORIE: Backen & Kochen | 19.10.2020 | aktualisiert: 29.04.2021

Gemüse fermentieren: Mach Kraut und Rüben richtig sauer!

Aromen, die dich vom Hocker hauen, und supergesunde probiotische Inhaltsstoffe: Wo gibt’s denn das? Na klar: in leckerem Gärgemüse. Von vitaminbombastischem Sauerkraut über leuchtend Rote Rüben hin zu trendigem Kimchi – Gemüse fermentieren ist in! In diesem Beitrag erfährst du, wie es geht: Wir zeigen dir, welche Köstlichkeiten im Gärtopf landen können, liefern dir eine Fermentier-Anleitung und verraten drei praxiserprobte Rezepte!

Inhalt
»
Das Gär-Einmaleins: Was ist eigentlich Fermentieren?
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Nicht nur Kraut: Das kannst du alles fermentieren
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Fermentiertes Gemüse for Life: Warum du Fermentista werden solltest
»
Fermentier-Starter-Kit: Das brauchst du für fermentiertes Gemüse
»
Ran ans Fermentieren: Anleitung in 11 Schritten
»
5 Fermentier-Fallen, die du vermeiden solltest
»
Gemüse fermentieren: zwei Rezepte von Kirsten und Christopher Shockey
»
Da gärt noch was: Fermentieren bis zum Abwinken!

Das Gär-Einmaleins: Was ist eigentlich Fermentieren?

Doch bevor es losgärt, noch ein bisschen Theorie: Was bedeutet eigentlich das Wort „Fermentation“? Als Fermentation bzw. Fermentierung bezeichnet man einen chemischen Vorgang, bei dem Enzyme oder Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze bestimmte organische Stoffe in Säure, Gase oder Alkohol umwandeln. Bei Sauerkraut & Co. sind das sogenannte Milchsäurebakterien, die überall – auch auf Gemüse und Obst – natürlicherweise vorkommen.

Diese Bakterien verarbeiten den Zucker aus dem Gemüse zu Milchsäure (das nennt sich dann eben „gären“) – und machen damit anderen unerwünschten Keimen das Leben schwer. Das Resultat: erfrischend-säuerlicher Geschmack und lange Haltbarkeit! Um den Gärprozess in Gang zu setzen, brauchen die Milchsäurebakterien ein feuchtes Milieu ohne Sauerstoff, sie freuen sich außerdem über ein wenig Salz. Und das ist die Basis der ganzen Fermentier-Kunst! Im Grunde handelt es sich dadurch also einfach um eine Methode, um Lebensmittel zu konservieren.

Übrigens: Hast du gewusst, dass die Fermentation zu den ältesten Konservierungsmethoden der Welt zählt? Ohne ihr gäbe es zum Beispiel keinen Käse, kein Joghurt, kein Sauerteigbrot, kein Bier und auch keinen Wein!

Nicht nur Kraut: Das kannst du alles fermentieren

Klar, Kraut und Gurken mögen wir auch: Aber neben den ganzen Einlege-Klassikern kannst du eigentlich fast alle Gemüse- und sogar einige Obstsorten fermentieren. Am unkompliziertesten sind solche, die eine feste Konsistenz haben. Weichere, wie z. B. Tomaten, eignen sich ebenfalls – du musst aber damit rechnen, dass sie matschig werden.

Und was ist mit Obst? Das hat meist einen zu hohen Zuckergehalt für die Milchsäuregärung. Dann fängt das Ganze nämlich an, alkoholisch zu gären – auch nicht schlecht – aber ein ganz anderes Kapitel. Manche zuckerarmen Obstsorten, wie z. B. Zitronen, kannst du aber fermentieren.

Was eignet sich jetzt aber konkret zum Fermentieren? Zur Inspiration für deine Fermentations-Fieberträume hier ein paar Vorschläge:

  • Brokkoli
  • Pilze
  • Fenchel
  • Petersilie
  • grüne Bohnen
  • Rote Rüben
  • Rotkraut
  • Karotten
  • Rucola
  • Knoblauch
  • Spargel
  • Kohlsprossen
  • Spinat
  • Kürbis
  • Stangensellerie
  • Lauch
  • Zucchini
Fermentiertes Gemüse
Viele verschiedene Gemüsearten eignen sich zum Fermentieren. Foto: © Erin Kunkel
Cover Fermentier dir den Sommer ins Glas

Die wohl geschmackintensivste Methode, Früchte und Gemüse haltbar zu machen? Fermentieren, Baby! Trag dich hier ein und erhalte sofort:

  • haufenweise Fermentier-Facts
  • 3 superfrische Rezepte: Golden Kraut, Salzzitronen, Aprikosen-Chutney

Fermentiertes Gemüse for Life: Warum du Fermentista werden solltest

Du bist noch skeptisch und denkst dir: „Mein Gemüse lass ich nicht versauern – und Bakterien kommen mir schon gar nicht ins Essen!“ Dann versuchen wir dich mal mit ein paar handfesten Vorteilen zu überzeugen:

Du solltest Fermentista werden, weil

… eingelegtes Gemüse besonders nachhaltig ist. Egal, ob Riesen-Zucchini oder überwältigende Zwiebel-Ernte: Nichts wird weggeworfen. Ab in den Gärtopf damit und genießen, wenn das Wetter kälter wird.

… du ein Geschmacksfeuerwerk erwarten kannst, das seinesgleichen sucht. Nicht umsonst entstehen viele Würzmittel wie z. B. Sojasauce ebenfalls durch Fermentation.

… fermentierte bzw. milchsauer vergorene Lebensmittel deiner Darmflora große Freude bereiten. Das klingt jetzt vielleicht nicht so appetitlich, ist aber ein großes Gesundheitsplus. Wir brauchen nämlich „gute Bakterien“, um gesund zu bleiben – und genau solche liefert dir das Gärgemüse. Fermentiertes Gemüse ist also durchaus gesund.

… du dir quasi „bekömmliches Fast-Food“ selbst herstellen kannst. Müde, hungrig und keine Lust zum Kochen? Zum Glück steht noch ein Glas des köstlichen Kimchis im Schrank, den du mit einem Stück Brot verputzen kannst!

… es einfach Spaß macht, dem Blubbern, Prickeln und Zischen zuzuschauen und immer neue Gemüsekreationen auszuprobieren.

Fermentier-Starter-Kit: Das brauchst du für fermentiertes Gemüse

Praktischerweise ist das Fermentieren ein natürlicher Prozess, der ohne viel Schnickschnack vonstattengeht. Um die Lebensmittel haltbar zu machen, müssen wir lediglich den Milchsäurebakterien eine angenehme Umgebung schaffen.

Damit das gelingt, brauchst du:

  • Scharfe Klingen, um dein Gemüse kleinzukriegen: Um Krautkopf oder andere Leckereien zu feinen Streifen zu verarbeiten, eignen sich gute Koch- bzw. Gemüsemesser. Mit Krauthobel oder Küchenmaschine geht es noch ein bisschen schneller. Rohkostreiben oder Sparschäler sind nützlich, wenn das Gemüse geraspelt werden soll.
  • Gärgefäße: Hier eignen sich zum Beispiel große Einmachgläser. Richtig professionelle Fermentistas nehmen spezielle Gärtöpfe aus Keramik, die noch mehr Platz bieten.
  • Beschwerer und Gewichte: Mit diesen drückst du das Fermentiergut unter die Flüssigkeit. Das kann zum Beispiel eine Kombination aus einem Teller und einem gefülltem Glasgefäß sein. Auch stabile, gefüllte Gefrierbeutel können den Zweck erfüllen.
  • Saubere Tücher als Abdeckung: Über das Gefäß mit den Gewichten kommt dann noch eine Tuchabdeckung als Schutz vor Insekten und Staub.
Gemüse fermentieren
Gemüse, Messer und Schneidbrett gehören zur Grundausstattung. Foto: © Erin Kunkel

Darüber hinaus gibt es natürlich – je nach Rezept – weitere hilfreiche Utensilien: zum Beispiel ein Holzstößel, um das gehobelte Gemüse ordentlich zu bearbeiten, oder ein Dörrgerät, um bestimmte Gemüsesorten vorzubereiten. Als Starter-Kit reichen aber die oben genannten Werkzeuge.

Ran ans Fermentieren: Anleitung in 11 Schritten

Jetzt aber genug der Vorrede! Bestimmt kribbelt es schon in deinen Fingern und du willst es endlich losblubbern lassen. Dann schau dir hier unsere Anleitung zum Fermentieren an: Sie gibt dir einen ersten, generellen Überblick, wie das mit dem Gärgemüse funktioniert!

Der feine Unterschied

Eins vorweg: Der Ablauf ist natürlich nicht immer komplett gleich – je nach Gemüsesorte und -größe ist die Technik ein bisschen anders. Der wichtigste Unterschied liegt darin, ob du das Gemüse fein raspelst oder größere Stücke einlegst. Je nachdem, kommt dann nämlich entweder die Sauerkraut-, Lake- oder Kimchi-Technik zum Einsatz:

Sauerkrauttechnik: Das Gemüse wird fein zerkleinert und mit Salz sorgfältig verknetet. Dadurch sondert das Gemüse Flüssigkeit ab und die Lake entsteht von selbst.

Laketechnik: Das Gemüse wird ganz oder in großen Stücken verarbeitet. Da hier kaum Flüssigkeit austritt, muss Salzlake separat gemischt und zugegeben werden.

Und dann gibt es noch die Kimchi-Technik – bei dieser Variante werden die beiden oben genannten Techniken miteinander kombiniert.

So, aber jetzt geht’s los mit dem Fermentieren:

  1. Wasche Hände, Arbeitsfläche und Behälter mit warmem Seifenwasser – jedoch keiner antibakteriellen Seife (die würde unsere lieben Milchsäurebakterien töten).
  2. Bereite das Gemüse vor und schneide bzw. hoble es in die gewünschte Größe und vermische es gegebenenfalls mit passenden Gewürzen.
  3. Jetzt kommt die Lake: Wenn du kleingeschnittenes Fermentiergut hast, dann vermischst du dieses mit Salz, knetest es gut durch und lässt es danach ca. 1 Tag ruhen. So entsteht die notwendige Lake. Wenn du größere Stücke hast, musst du die Salzlake extra herstellen. Dazu löst du 25 g Salz in 1 l Wasser auf.
  4. Gib das Gemüse nun in den vorgesehenen Gärbehälter. Bei Kraut bzw. kleingeschnittenem Fermentiergut schüttest du einfach den gesamten Inhalt plus Lake in das Glas und drückst dieses dann fest zusammen, sodass sich die Lake über dem Fermentiergut sammelt. Hast du dein Gemüse in größere Stücke geschnitten, gib diese zuerst ins Glas und füll dann mit der hergestellten Lake auf.
  5. Jetzt legst du eine Abdeckung auf das Gemüse – z. B. ein ganzes Krautblatt oder ein Weinblatt.
  6. Platziere den Beschwerer (z. B. einen Teller) und dann ein Gewicht (z. B. eine mit Wasser gefüllte Flasche) darauf. Das Gemüse muss komplett mit Lake bedeckt sein!
  7. Decke das Ganze nun locker mit dem Deckel ab. Es sollte noch Luft entweichen können, da beim Gärprozess Gase entstehen. Wenn der Deckel nicht draufpasst, reicht auch ein sauberes Tuch zum Abdecken.
  8. Stelle das Gefäß auf ein Backblech (so wird überlaufende Lake aufgefangen) und platziere alles an einem kühlen Ort, der vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Ideal sind eher kühle Temperaturen zwischen 13 und 24 °C. Dort musst du es dann mehrere Tage stehen lassen.
  9. Jetzt heißt es abwarten und blubbern lassen. Kontrolliere dein Fermentiergut jeden Tag und prüfe, ob das Gemüse noch mit Lake bedeckt ist. Es können sich Ablagerungen und Schaum bilden (harmlos) – und auch Schimmel (normalerweise nicht tragisch, aber du solltest ihn abschöpfen).
  10. Die Fermentierdauer hängt von dem konkreten Rezept ab, aber auch von der Temperatur und deinem bevorzugten Säuregeschmack. Sauerkraut lässt man z. B. 2–4 Wochen fermentieren, Karottensticks in etwa 7–14 Tage. Nimm nach einigen Tagen eine Geschmacksprobe: Das Gemüse sollte angenehm sauer schmecken, aber ohne den strengen Säuregeschmack von Essig, etwas weicher geworden sein, aber noch Biss haben.
  11. Nun kannst du das Gärgemüse in kleinere Gläser abfüllen, zuschrauben und im Kühlschrank aufbewahren. Dort hält es sich ca. 6–12 Monate.
Gemüse fermentieren Anleitung
Befolge die Schritt-für-Schritt-Anleitung und im Nu kannst du leckeres fermentiertes Gemüse genießen. Fotos: © Erin Kunkel

Es ist superwichtig, dass das Gemüse immer mit Flüssigkeit bedeckt ist! Merke dir deshalb das Mantra von Christopher und Kirsten Shockey:

Alles ist gut, wenn’s unter der Lake ruht.

5 Fermentier-Fallen, die du vermeiden solltest

Ist das Gemüse sauer genug? Was ist mit diesem grauen Schimmelfleck, der auf der Lake schwimmt? Ups, mein Sauerkraut ist versalzen! Als Jung-Fermentier kann man schon hie und da an die Grenzen seiner Weisheit stoßen … Aber keine Sorge: Mit Ausprobieren und etwas Übung wirst du sicher bald zum Gär-Experten!

Vermeide einfach die folgenden 5 Fermentier-Fallen, dann ist das schon mal die halbe Miete!

  • Wechselhafte oder zu warme Temperatur: Halte die Temperatur relativ konstant bei 13 bis 24 °C.
  • Deinen Geruchssinn ignorieren: Vertrau deiner Nase! Wenn etwas verdorben riecht oder schleimig aussieht, dann bitte wegwerfen.
  • Gläser sterilisieren oder deine Hände desinfizieren: Bei der Fermentation bauen wir auf die Arbeit der „guten“ Milchsäurebakterien. Die vorher abzutöten, ist also keine so gute Idee.
  • Zu viel Salz beigeben: Die Milchsäurebakterien halten eine gewisse Salzkonzentration aus – zu viel aber nicht. Die Salzkonzentration in der Lake sollte deshalb nicht mehr als 4 % betragen.
  • Fertiges Gärgemüse im Vorratsschrank aufbewahren: Das ist zwar kein Fehler im engeren Sinn, aber wir empfehlen den Kühlschrank. Fermentierte Lebensmittel sind zwar konserviert, durch die enthaltenen Bakterienkulturen sind sie jedoch gewissermaßen „lebendig“. Am sichersten ist daher die gekühlte Lagerung.
Gemüse fermentieren
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Gemüse fermentieren: zwei Rezepte von Kirsten und Christopher Shockey

Zum Schluss haben wir hier noch zwei praxiserprobte Rezepte von unseren Profi-Fermentistas zusammengestellt. Knackige Karottensticks oder berauschende Bohnen? Du hast die Wahl!

Tipp: Beide Rezepte basieren auf der Laketechnik, die wir in diesem Beitrag detailliert beschrieben haben.

Fermentiertes Gemüse
Fermentierte Karottensticks kannst du ganz schnell selber machen. Foto: © Erin Kunkel

Fermentierte Karottensticks

Lake

  • 90 g unraffiniertes Meersalz
  • 2 EL Zucker
  • 3,75 l Wasser

Gemüse

  • 1 kg Karotten, geschält, in feinen Streifen
  • 1–2 Weinblätter (nach Belieben)

So geht’s:

  1. Für die Lake Salz und Zucker gründlich in das Wasser einrühren.
  2. Karotten in das Gärgefäß geben. Das Gemüse im Glas unter den Glasrand klemmen; im Gärtopf oben ca. 10 cm Luft lassen. So viel Lake angießen, dass alles bedeckt ist. Übrige Lake im Kühlschrank aufbewahren. Sie hält sich ungefähr 1 Woche lang; falls nötig, danach neue Lake ansetzen.
  3. Das Gemüse mit den Weinblättern belegen, falls verwendet. Im Gärtopf einen Teller auf das Gemüse legen und das Ganze mit einem Gewicht beschweren, zum Beispiel einem wassergefüllten, verschlossenen Glas. Im Glas kannst du auf Beschwerer und Gewichte verzichten, sofern du das Gemüse gut unter den Glasrand geklemmt hast.
  4. Das Gefäß auf ein Backblech stellen und das Gemüse an einem kühlen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung 7 bis 14 Tage fermentieren lassen. Behalte das Glas im Blick: Falls zu viel Flüssigkeit verdunstet, etwas Lake nachgießen. Ablagerungen an der Oberfläche sind meist kein Grund zur Sorge, aber Schimmel solltest du abschöpfen.
  5. Allmählich verliert das fermentierte Gemüse die frische Farbe und die Lake wird trüb. Jetzt kannst du probieren: Die fermentierten Karotten sollen schön säuerlich, aber nicht beißend nach Essig schmecken.
  6. Die fertig fermentierten Karotten in Gläser umfüllen und verschlossen im Kühlschrank aufbewahren. Sie halten sich 12 Monate.

Grüne Bohnen mit Dill

fermentierte Grüne Bohnen mit Dill
Gepimpt mit Dill und grüne Bohnen werden unwiderstehlich! Wir empfehlen: Gleich ausprobieren! Foto: © Erin Kunkel

Lake

  • 90 g unraffiniertes Meersalz
  • 3,75 l Wasser

Gemüse

  • 15 Knoblauchzehen
  • 3 kg grüne Bohnen, geputzt und entfädelt
  • 1–2 getrocknete rote Chilis
  • 6 Lorbeerblätter
  • 2 EL Einlegegewürz oder
  • 2 TL Dillesamen (noch besser: 3–4 frische Dilledolden),
  • 1½ TL schwarze Pfefferkörner,
  • 1½ TL Senfsamen und
  • 1 TL Koriandersamen
  • genügend Wein-, Eichen- oder Krenblätter zum Abdecken (nach Belieben)

So geht’s:

  1. Die Knoblauchzehen mit einer Messerklinge etwas andrücken. Die grünen Bohnen in das Gefäß füllen (wenn du ein Glas benützt, kannst du sie aufrecht hineinschichten; das sieht toll aus). Dabei Knoblauchzehen, Chilis, Lorbeerblätter und Gewürze nach und nach zwischen den grünen Bohnen verteilen.
  2. Aus Wasser und Salz die Lake anrühren. So viel Lake angießen, dass alles bedeckt ist. Die Oberfläche mit den Blättern oder etwas Frischhaltefolie belegen, sodass das Gemüse unter der Lake bleibt, und das Gärgefäß locker abdecken. Übrige Lake im Kühlschrank aufbewahren. Sie hält sich ungefähr 1 Woche lang.
  3. Das Gefäß auf ein Backblech stellen und die grünen Bohnen an einem kühlen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung 6 bis 10 Tage fermentieren lassen. Behalte das Glas im Blick: Falls zu viel Flüssigkeit verdunstet, etwas von der vorbereiteten Lake nachgießen. Ablagerungen an der Oberfläche sind meist kein Grund zur Sorge.
  4. Wenn du gläserne Gärgefäße benützt, kannst du sehen, wie sich die Farbe der grünen Bohnen von einem frischen Grünton in ein mattes Olivgrün verwandelt. Das liegt daran, dass die Säure das Chlorophyll angreift. Im Lauf des Fermentationsprozesses wird die Lake trüb. Du kannst ab Tag 6 probieren. Die grünen Bohnen sind fertig, wenn die Lake trüb, das fermentierte Gemüse olivgrün ist und der Geschmack an Salzgurken erinnert.
  5. Die fertig fermentierten grünen Bohnen in Gläser umfüllen, die Deckel verschließen und die grünen Bohnen im Kühlschrank aufbewahren. Gekühlt halten sie sich 1 Jahr.

Tipp: In unserem Magazin findest du ein weiteres Fermentier-Rezept für Gemüse mit Kick!

Da gärt noch was: Lebensmittel fermentieren bis zum Abwinken!

Heimlich träumen Kraut, Karotte und Rübe ja schon lange von einem Salzwasser-Bad. Dein Gemüse findet die Salzlake nämlich zum Reinlegen gut! Dann tu ihnen doch den Gefallen, beginne mit dem Fermentieren und schicke sie auf Tauchstation! Du wirst mit gläserweise köstlichen Gemüsevorräten belohnt, die noch dazu richtig gesund sind.

Dein Hunger nach Fermentier-Infos ist noch nicht gestillt? Dann haben wir was für dich: Unsere Bücher, vollgepackt mit Tipps, Tricks und Rezepten rund um natürliche Konservierung und Gärgemüse:

Kristina Hamilton und Setzlinge im selbstgemachten Kartonbehälter
BEITRAGSAUTORIN: Christophe | KATEGORIE: Garten & Balkon | 20.03.2017

Viel Garten für kleines Budget: Pflanzen erfolgreich selber ziehen – so geht’s!

Pflanzen selber ziehen zählt immer noch zur einfachsten Methoden, um seinen Garten und Balkon ergrünen zu lassen. Hier erfährst du, wie man (fast) ohne Geld kräftige Gemüsepflanzen zieht und den Garten mit Zierstauden schmückt.

Inhalt
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Pflanzen erwerben, ohne das Gartenbudget zu beleidigen
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Pflanzen aus Samen ziehen: So gelingt's!

Einen großen oder neu angelegten Garten mit Pflanzen zu füllen, kann empfindliche Löcher in das Gartenbudget reißen. Wenn man nur wenige Pflanzen braucht, beispielsweise für einen Kasten am Balkon oder um ein paar Lücken in einem Beet zu füllen, macht man sich meist keine großen Gedanken über den Preis einer Pflanze. Man sucht sich aus, was gefällt. Muss jedoch eine große Anzahl von Pflanzen gekauft werden, summieren sich die Ausgaben rapide. Deshalb greift man manchmal auf grüne Gartenbewohner zurück, die zwar preiswert sind, aber oft nicht die schönsten Wunschpflanzen sind. Mit ein wenig Geduld kann man sich aus dieser Zwickmühle befreien und den Garten mit Sträuchern, Stauden und Kräutern füllen, die gefallen und trotzdem (fast) nichts kosten.

Der eigene Garten - ein kostspieliger Luxus? Von wegen! Kristina Hamilton zeigt, wie du mit cleveren Tipps ganz einfach und kostensparend deinen eigenen Wohlfühlgarten schaffen kannst. Foto: © Wolfgang Hummer

In diesem Auszug aus Kristina Hamiltons Buch “Große Gartenfreude mit kleinem Budget” findest du nicht nur Tipps, wie du beim Pflanzenkauf sparen kannst, sondern vor allem Tricks und Anleitungen, um kostenbewusst den Garten und Balkon mit selbst gezogenen grünen Schönheiten zu füllen.

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Keinen Bock mehr auf Hybridsamen? No Problem! Trag dich einfach hier ein und du bekommst ein XXL-Booklet zur eigenen Saatgutgewinnung mit 22 Seiten und:

  • Starterkit,
  • Schritt-für-Schritt-Anleitung
  • und 2 ausführliche Pflanzenportraits.

Pflanzen erwerben, ohne das Gartenbudget zu beleidigen

Pflanzen können kostspielig sein, aber man sollte auch die Ausgaben für Erde, Sand, Kompost etc. nicht unterschätzen. Als Grundsatz gilt: je jünger die Pflanze, desto preiswerter. Junge Pflanzen wachsen auch schneller an und finden sich besser mit ihrer neuen Umwelt zurecht als ältere und größere.

Allerdings dauert es länger, bis die Pflanze die gewünschte Höhe erreicht hat. Das sollte man bedenken, wenn man Sträucher oder Hecken als Wind- und Sichtschutz pflanzt. Jungpflanzen sind auch viel anfälliger für Schneckenfraß, Schädlinge und Krankheiten.

Pflanzenmärkte: regional und national

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Besonders im Frühling sprießen Pflanzenmärkte in vielen Gemeinden aus dem Boden.

Pflanzen, vor allem Gemüsesorten, die man in den kleineren Märkten findet, werden meistens von Bauern und Gärtnern aus der Region angeboten. Daher sind diese verlässlichen Pflanzen den klimatischen Bedingungen der jeweiligen Region angepasst und gedeihen, auch ohne intensive Pflege, gut. Eine breitere Auswahl findet man in den nationalen und internationalen Pflanzenmärkten und Gartenshows der Städte. Sollte man z. B. auf der Suche nach einer bestimmten Pfingstrose, alten Obstsorten oder fast vergessenem Saatgut sein, ist man hier am richtigen Platz.

Baumärkte und Gartencenter: Schnäppchenjagd im Herbst

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Pflanzen von Baumärkten sind meist Massenware und werden daher sehr oft günstig angeboten. Allerdings ist die Auswahl auf die gängigsten Sorten beschränkt und die Qualität kann variieren. Am Ende der Saison, sei es im Frühsommer oder im Herbst, werden ladenhütende Pflanzen sehr günstig angeboten. Diese Pflanzen haben meistens keine bunten Blüten mehr und scheinen sich in ihren Töpfen nicht mehr ganz so wohl zu fühlen. Davon sollte man sich jedoch nicht beirren lassen! Einmal eingepflanzt und mit ein wenig gutem Kompost und ein bisschen Pflege aufgepäppelt, werden sie genauso schön wachsen und blühen, wie ihre Geschwister, die in ihrer prächtigsten Phase gekauft wurden.

Samenmischungen: nichts für die Ewigkeit

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Samenmischungen für Blumenwiesen und Blumenzwiebelmischungen halten nicht immer alles, was sie versprechen. Für Langzeitlösungen ist es daher sicher besser, wenn man sich die Samen, Knollen oder Zwiebeln selbst zusammenstellt oder von spezialisierten Saatgutvertrieben zusammenzustellen lässt.  Allerdings sind sie eine kostengünstige Lösung, um rasch Farbe auf ein neu bebautes Grundstück zu bekommen und um Farbschemen und Bepflanzungskonzepte auszuprobieren.

Spezialgärtnereien, Tauschbörsen und das Internet

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Alte Sorten, heimisches Wildobst und Gehölze, historische Bauerngartenblumen und Naturgartenpflanzen sind meist in Spezialgärtnereien oder -märkten, durch Tauschbörsen oder einfach freundliches Fragen zu bekommen! Sollte man auf Spaziergängen eine besondere Pflanze in einem Garten entdecken, lohnt es sich die Gartenbesitzer um Ableger, Stecklinge oder Samen zu fragen. Viele Gartenbesitzer freuen sich über das Interesse an ihrem Garten und sind gerne bereit, ihren grünen Lieblingen eine zweite Heimat zu schenken!

Empfehlenswert ist, dass altbewährte, robuste Sorten einen Gartenanteil von ca. 80 % ausmachen. (Besonders, wenn das Gemüse vom eigenen Garten kommen sollte.) Für Neues und Außergewöhnliches sollte nur ein kleiner Teil der Beete, Pflanzen und Samen gedacht sein. Da die Ergebnisse dieser Experimente nicht immer zur vollsten Zufriedenheit gedeihen.

Man sollte auch bedenken, dass Sämlinge und Jungpflanzen von zwei- oder mehrjährigen Pflanzen oft besondere Aufmerksamkeit, Geduld und manchmal einen frostfreien Platz zum Überwintern brauchen. Sollte man mit Baumarktpflanzen nicht glücklich werden, könnte man Nutz- und Zierpflanzen selber von Samen ziehen, durch Stecklinge vermehren, regionale Pflanzenmärkte besuchen, mit Nachbarn, Freunden und Familie oder über Internet-Samenbörsen tauschen, kaufen und weitergeben.

Pflanzen selber ziehen zählt immer noch zur einfachsten Methode, um seinen Garten und Balkon ergrünen zu lassen. Foto: © Wolfgang Hummer

Pflanzen aus Samen ziehen: So gelingt’s!

Pflanzen aus Samen zu ziehen, ist um einiges freundlicher zur Geldbörse als Jungpflanzen zu kaufen. Sicherlich glaubt man, dass man nicht immer die Zeit oder den Platz hat, Gemüse, Blumen und Kräuter vorzuziehen. Aber man hätte doch auch viel mehr Auswahl an verschiedenen Sorten, wenn man Samen statt Jungpflanzen erwirbt. Saatgut, von Tomaten beispielsweise, lässt sich außerdem auch noch ganz leicht selber gewinnen!

Anzuchterde selber machen

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Das Angebot an allen möglichen Aussaat- und Anzuchterden, Kokosfasern, Quell-Polstern und Humusziegeln ist verwirrend groß. So mancher fühlt sich verunsichert und greift daher zu einem teuren Produkt, man möchte doch mit seinen grünen Lieblingen auf Nummer sicher gehen. Was die oben angeführten Anzuchterden und Substrate gemeinsam haben, ist, dass sie relativ wenige Nährstoffe enthalten und eine gute Drainage (durch ihre lockere Konsistenz Staunässe vermindern) ermöglichen. Keimlinge bilden im nährstoffarmen Substrat starke Wurzeln und wachsen kräftiger als in herkömmlicher Blumenerde. Kräftige Wurzeln und ein kompakter Wuchs fördern die Widerstandskraft der Jungpflanzen und sind daher besser gegen plötzliche Veränderungen ihrer Umgebung (wie z. B. beim Auspflanzen) gewappnet.

Kosten sparen mit Erde als Schüttgut

Sobald man weiß, dass nährstoffarmes und lockeres Substrat sich als Anzuchterde eignet, kann man Kosten sparen. Man kann seine Erde von den Recyclingzentren und Bauhöfen der Gemeinden kostengünstig abholen, diese mit ca. 1/3 groben Sand strecken und – voilà – fertig ist die Anzuchterde! Da Material von den Gemeinden oft um ein Vielfaches günstiger ist als kommerziell erhältliche Anzuchterde wird oft angenommen, dass man größere Mengen erwerben muss. Das ist jedoch meistens nicht der Fall, viele Recyclingzentren sind auch bereit, ein paar Säcke für den Balkon- oder Kleingärtner mit Erde zu füllen, die man bequem im Kofferraum transportieren kann.

1. Bild: In einem südwestseitig ausgerichteten Frühbeet wachsen im März Salat und Radieschen. 2. Bild: Verschiedene alte Tomatensorten wurden hier in Plastikschalen in Breitsaat ausgesät. Sobald diese Pflanzen die ersten richtigen Blätter bekommen, werden sie einzeln in Töpfe pikiert. Foto: © Kristina Hamilton
Erde von Maulwurfshügeln

Maulwurfshügel im Garten sind so manchen ein Dorn im Auge, jedoch versorgen uns gerade die lästigen Regenwurmjäger mit bester Anzuchterde. Sie ist locker und enthält, da sie aus tieferen Schichten hochgebuddelt wird, meist wenig  Krankheitserreger und unerwünschte Pflanzensamen. Auch der Nährstoffgehalt von tieferem Boden kann geringer sein als der der obersten Bodenschicht und man erspart sich daher das Beimischen von Sand. Wer sich nicht sicher ist, ob die Maulwurfserde locker und sandig genug ist, kann eine Fingerprobe machen. Das Substrat sollte wie sandiger Boden schwer zu formen sein und leicht zerfallen. Ist das nicht der Fall, kann man ein wenig Sand zur Lockerung beigeben.

Töpfe: Selbermachen und verwenden, was man bereits hat

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Bei den Diskussionen um das beste Saat- oder Pflanzgefäß scheiden sich die Geister der Gärtner. Aus Umweltschutzgründen werden gerne Töpfe aus Papier und Karton verwendet, die man zusammen mit den Sprösslingen auspflanzen kann, da die Wurzeln durch das Papier wachsen können und dieses verrottet. Sie trocknen jedoch schnell aus und zerfallen auch oft, bevor die Pflanzen groß genug sind, um sie ins Freiland zu bringen. Daher sind diese kompostierbaren Gefäße vor allem für Pflanzen geeignet, die schnell keimen und rasch wachsen (z. B. Kürbisgewächse oder Salat), und daher auch bald ausgepflanzt werden können.

Jungpflanzen können sehr gut in recycelten Töpfchen gezogen werden. Für starke Jungpflanzen: Mit Bedacht gießen! Unregelmäßiges Gießen oder kalte und nasse „Füße“ nehmen dir die jungen Pflänzchen übel. Besonders Acht geben sollte man vor allem bei südseitigen Fensterbänken, da dort die Töpfe schneller austrocknen. Foto: © Wolfgang Hummer
Eierschachteln, Karton und Papier

Wenn man viele Pflanzen vorziehen möchte, die rasch keimen und wachsen, und man daher eine größere Menge an Anzuchttöpfen braucht, sind selbstgefaltete Papiertöpfe oft die günstigste Lösung. (Eine Schritt-für-Schritt-Faltanleitung findest du im Buch “Große Gartenfreude mit kleinem Budget”.) Man spart sich einen Einkauf und recycelt! Eine weitere kostensparende Alternative zu
gekauften Töpfen sind Kartonröhren (von Klopapier und Küchenrollen) oder Eierschachteln.

Trinkbecher, Joghurtbehälter und Milchkartons

Plastiktöpfe sind robuster und halten Feuchtigkeit gut. Warum also nicht deshalb die Plastikbehälter, die ungewollt mit dem Einkauf ins Haus gelangen, recyceln? Längliche Behälter, die einst Gemüse enthielten, eignen sich für die kleinen Samen der Lichtkeimer. Abgeschnittene Wasserflaschen und Milchkartons haben die richtige Größe für die Jungpflanzen von Kürbissen, Gurken und Zucchini, und Trinkbecher geben den langen Wurzeln von Paprika, Chilis und Mangold genügend Platz. Man sollte allerdings nicht vergessen, Löcher in die Böden der Flaschen, Becher und Kartons zu stechen, um Staunässe zu vermeiden – am besten mit einem ausgedienten, an der Spitze erhitzten Schraubenzieher.

Beschriften nicht vergessen!

Ein Fehler, gegen den man selbst als erfahrener Gärtner nicht gefeit ist: man glaubt sich erinnern zu können, welche Samen in welchem Topf keimen. Ein paar Tage oder Wochen vergehen, man erblickt die ersten grünen Lebenszeichen und fragt sich: „Was war das noch mal?“ Daher sollte man nicht vergessen, die Töpfe mit Etiketten zu versehen (z. B. aus recycelten Verpackungsmaterialien, ausgedienten Bleistiften, Schneckenhäusern, Tonscherben und Eisstielen), einem weichen Bleistift oder einem wasser- und möglichst lichtfesten Stift zu beschriften.

Jetzt kann es losgehen!

Die Anzuchterde, verschiedene Töpfchen und Schalen hat man vor sich ausgebreitet und allerhand Gartenwerkzeug in greifbarer Nähe deponiert. Jetzt stellen sich  meist folgende Fragen:

Wie tief müssen die Samen in die Erde? Wann muss ausgesät werden? Wie viel Sonnenlicht brauchen die Pflanzen? Wie oft muss gegossen werden?

Verluste beim Aussäen vermeiden: Saattiefe beachten

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Samen werden grob in Licht- und Dunkelkeimer eingeteilt und dementsprechend tief (oder auch nicht) in die Erde gesteckt. Als Lichtkeimer bezeichnet man Pflanzen, deren Samen Licht zum Keimen benötigen. Deshalb werden diese meist sehr kleinen Samen nur wenig bedeckt. So mancher mischt die kleinen Samen mit Sand, so dass man die Samen regelmäßiger verteilen kann. Licht kann eine dünne Schicht aus Sand, Erde, Mulch oder Vermiculit durchdringen und es reicht oft schon ein kurzer Lichtimpuls, um den Samen zum Keimen zu bringen. Die Samen der Tabakpflanze keimen schon, wenn sie weniger als eine Sekunde Licht erhalten – und anscheinend sogar bei Mondlicht!

Das Gegenteil von lichtbedürftigen Samen sind die Dunkelkeimer. Bei Dunkelkeimern wird die Keimung durch Wasseraufnahme, Temperatur oder andere Umwelteinflüsse initiiert, aber durch Licht verhindert. Eine solche Licht-Dunkel-, bzw. Schwarz-Weiß-Malerei wird jedoch der facettenreichen Natur nicht gerecht. So manche Lichtkeimer treiben auch im Dunkeln, wenn sich im Boden die richtige Mischung aus verschiedenen Elementen befindet. Zum Beispiel können gewisse Stickstoffverbindungen Samen zum Keimen bringen, die eigentlich Licht dafür benötigen würden. Und obwohl im generellen Pflanzen mit großen Samen Dunkelkeimer sind, gibt es großsamige Pflanzen, die einem Lichteinfall ziemlich gleichgültig gegenüber stehen, wie z. B. Tomaten, Paprika und Sonnenblumen. Diese Samen sollten trotzdem das zwei- bis vierfache ihrer Samenlänge tief in die feuchte Erde gesetzt werden, so dass die Keimlinge Wurzeln bilden können und nicht vertrocknen.

Für starke Jungpflanzen: Mit Bedacht gießen

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Unregelmäßiges Gießen oder kalte und nasse „Füße“ nehmen Ihnen die jungen Pflänzchen übel. Besonders Acht geben sollte man vor allem bei südseitigen Fensterbänken, da dort die Töpfe schneller austrocknen. Man ist versucht, durch übermäßiges Gießen einer Austrocknung vorzubeugen, was allerdings zu Wurzelfäule oder zum Knicken der zarten Stängel führen kann. Deshalb wären die Sprösslinge auf einer Ost- oder Westseite besser aufgehoben, sollte man diese Möglichkeit haben. Lieber sparsam und regelmäßig mit einer Sprühflasche (z. B. eine sauber ausgewaschene Sprühflasche eines Haushaltsreinigers) gießen als selten und viel, da es zur Oberflächenverschlämmung und Verkrustung führen kann. Sollte sich die oberste Schicht der Erde verfestigen, kann man sie mit den Zacken einer alten Küchengabel vorsichtig lockern.

1. Bild: Stockrosen bevorzugen einen dunklen, feuchten Platz zum Keimen und treiben selbst bei niederen Temperaturen aus. 2. Bild: Ein Papiertöpfchen aus buntem Packpapier. Fotos: © Kristina Hamilton

Im Haus und auch im Frühbeet gießt man am besten mit erwärmtem, abgestandenem Wasser, wobei man das Fenster des Frühbeets so wenig wie möglich öffnen sollte, um das empfindliche Mikroklima des Beetes nicht zu stören. Lüften und Gießen ist allerdings unbedingt notwendig, wenn die Sonne länger auf das Frühbeet scheint. Rote Spinnmilben fühlen sich in trockenen, eingeschlossenen Räumen wohl und sind nicht wählerisch in ihrer Kost. Man vertreibt sie am besten mit feuchter Luft, d. h. Abspritzen der Pflanzen mit Wasser und kräftiges Gießen, oder mit einem selbstgemachten Pflanzenschutzmittel.

Keimlinge warm halten mit improvisierten Gewächshäusern

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Viele Pflanzen, vor allem nicht winterharte, brauchen eine relativ hohe Temperatur zum Keimen. Zum Beispiel keimen Chilis und Paprikas am besten bei mehr als 20°C, Physalis brauchen 25°C. Auch Samen von Wurzelgemüse oder Kohl keimen nicht, wenn es zu kalt ist, oder die Keimlinge stellen gar das Wachstum ein. Da der Frühling im Bergland und im Norden spät eintreffen kann und man außerdem nicht vor strengen Spätfrösten gefeit ist, sollte man versuchen, die Wachstumsperiode im  Gemüsegarten zu verlängern. Das ist besonders wichtig, wenn man sich soweit wie möglich selbst versorgen möchte. Wer nicht der glückliche Besitzer eines (beheizbaren) Glashauses oder Wintergartens ist, kann sich mit Einmachgläsern, Käseglocken, Fensterscheiben und Aquarien behelfen.

Aquarien und Terrarien

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Sollte man ein stillgelegtes Aquarium oder Terrarium im Keller stehen haben, könnte man diesem ein zweites Leben als Minigewächshaus einhauchen – vielleicht sogar mit Licht, sollte dies noch funktionieren! Sollte das der Fall sein, könnten die Jungpflanzen in einem warmen, dunklen Raum vorgezogen werden, da die meisten Aquarienbeleuchtungen genügend Licht für das Wachstum der Keimlinge geben.

Große Gurkengläser, durchsichtige Plastikbehälter und Flaschen

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Ein Gurkenglas oder eine bodenlose Plastikflasche über ein Töpfchen gestülpt und klare Plastikverpackungen, in denen Trauben, Beerenobst o. ä. enthalten waren, eignen sich besonders gut als Minigewächshäuser. Sie schützen den Keimling vor Temperaturschwankungen und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Es kann jedoch unter diesen Plastikhüllen und Gläsern leicht zu Schimmelbildung kommen, daher sollte man auf ausreichend Luftzufuhr achten und sparsam gießen, am besten mit einer Sprühflasche. Auch im Freiland schützt man Keimlinge vor kühlerem Wetter, indem man eine Wasserflasche, ein großes Gurkenglas oder eine alte Käseglocke darüberstülpt. Sobald die Pflanzen aus ihren gläsernen Gefängnissen entweichen wollen, entfernt man diese.

Auch Paprika und Chili profitieren von einem Minigewächshaus aus Wasserflaschen. Hier wurde der Flaschenboden entfernt. Während einer nassen und kühlen Periode werden die Flaschen verschlossen. Sobald sich Boden und Luft erwärmen, öffnet man den Flaschenverschluss. Foto: © Kristina Hamilton

Fensterscheiben an der Hausmauer

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Robustere Pflanzen (z. B. Rüben, Lauch, aber auch viele Wildblumen) geben sich mit Fensterscheiben oder einer Duschkabinen-Tür, die an einer süd- oder südwestseitig gelegenen Hausmauer gelehnt sind, zufrieden. Das Mikroklima ist selbst unter einer nur angelehnten Glasscheibe um einiges freundlicher zu den Keimlingen als außerhalb dieses improvisierten Frühbeets. Die Pflänzchen sind vor Wind und leichten Frösten geschützt, und nicht nur an Sonnentagen ist die Temperatur unter den Scheiben höher als die der Umgebung.

Mist hält die Füße der Pflanzen warm

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Mit Treiblöchern geht’s schneller

Wer viele Kürbispflanzen oder Fruchtgemüse, wie z. B. Paprika und Tomaten direkt säen möchte, kann sich mit Treiblöchern oder einem Mistbeet behelfen. Dafür braucht man alte Fenster oder Plexiglas-Schiebetüren (die vielleicht einmal ein Teil einer Duschkabine waren) und Pferdemist oder guten Kompost. Man hebt einen ca. 40 cm tiefen Graben aus, der ein wenig schmäler ist als das Fenster oder die Schiebetür. Diesen Graben füllt man nun bis auf die letzten 7 cm mit Pferdemist oder Kompost, darüber kommt eine Schicht guter Gartenerde. Die Fenster oder Duschkabinentüren werden darauf gelegt, dann wartet man, bis sich die Erde darunter erwärmt hat.

Bakterien und andere Mikroorganismen erzeugen während des Abbaus von Pferdemist und Kompost Wärme, die die Keimung der Samen vorantreibt und dem Wachstum hilft. Das Erwärmen des Bodens unter der Fensterscheibe dauert je nach Witterung von ein paar Tagen bis zu einer Woche. Sobald der Boden sich durch den Verrottungsprozess des Pferdemists und durch die Sonneneinstrahlung erwärmt hat, kann man aussäen.

Frühbeete gegen Bodenfrost

Frühbeete aus Plexiglas und Holz werden im Fachhandel angeboten, aber wenn man ein paar Holzlatten, Bretter und eine Glasscheibe (auch Milchglas funktioniert) übrig hat, ist ein einfacher Frühbeet-Kasten schnell zusammen gezimmert. Auch hier gilt es den Boden mit Pferdemist vorzubereiten, so dass das Mikroklima im Frühbeet auch an kalten Nächten bedeutend angenehmer ist als das im Freiland. Die niedere Seite des Frühbeetes sollte nach Süden oder Südwesten ausgerichtet sein. Außerdem könnte man zur besseren Isolation Erde um den Holzkasten herum anhäufen.

Plastikfolie und Karton: Dunkles Material wärmt den Boden

Eine schwarze Plastikfolie ist eine günstige Methode, um den Boden vor dem Säen oder Auspflanzen zu erwärmen und  Beikräutern Einhalt zu gebieten. Auf einem vorbereitetem Beet werden Kartons und/oder dunkle Plastikfolien (oder auch leere Erdsäcke, mit der schwarzen Innenseite nach oben) auf das vorbereitete Beet gelegt und mit Steinen oder Ziegeln beschwert.

Noch mehr Tipps und Tricks für Garten, Balkon und Hochbeet findest du hier:

Illustrationen von Obst und Gemüse
BEITRAGSAUTORIN: Christina | KATEGORIE: Backen & Kochen | 22.02.2017

Heimische Superfoods — die einfachste Art, jeden Tag gut zu essen!

Regional angebaute Obst-, Gemüse-, Samen- und Kräutersorten liefern uns rund ums Jahr auf ganz natürliche Weise genau jene Nährstoffe, die wir für unser Immunsystem und ein gesundes Leben brauchen. — Und können deshalb auf jeden Fall mit den gut vermarkteten Exoten ganz leicht mithalten! 

Chia, Acai und Goji — weitgereiste Superfoods liegen aktuell im Trend. Aber stecken in den exotischen Lebensmitteln tatsächlich mehr Nährstoffe als in regionalen Produkten? Die Köchin, Gärtnerin und Ernährungswissenschafterin Andrea Fičala räumt  mit modernen Kochmythen auf. In ihrem Buch „Superfoods einfach & regional“ zeigt sie, dass es auch anders geht. Nämlich gesund und umweltschonend, günstig und vor allem richtig schmackhaft!

Das Konzept der heimischen Superfoods hat auch die Jury des 51. Literarischen Wettbewerbs der Gastronomischen Akademie überzeugt: Andrea Fičalas Buch wurde mit der Silbermedaille ausgezeichnet!

Inhalt
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Was bedeutet Superfood?
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Ein Blick über den eigenen Tellerrand
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Frische, natürliche Zutaten
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Kochen im Einklang mit den Jahreszeiten
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Das ausgezeichnete Kochbuch für eine bewusste, abwechslungsreiche und genussvolle Ernährung mit regionalen Superfoods

Was bedeutet Superfood?

Unter Superfoods werden im Allgemeinen Lebensmittel verstanden, die mit einer besonders hohen Nährstoffdichte glänzen. Genauer gesagt bedeutet das, sie haben pro 100 g einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen wie Farb- oder Bitterstoffen und sind meist energiearm. Die Idee hinter den regionalen Superfoods ist, qualitativ hochwertige Lebensmittel, die von Natur aus hohe Mengen gesundheitsfördernder Substanzen enthalten, zu essen und so den Weg einer guten, sicheren und umweltschonenden Ernährung einzuschlagen.

„In meinen Rezepten hole ich unsere heimischen Produkte auf die Bühne, weil ich davon überzeugt bin, dass unsere saisonal verfügbaren, natürlich gereiften und unvergleichlich aromatischen Lebensmittel die wahren Superfoods sind. Viele von ihnen können wir sogar selbst sammeln, in unserem Garten oder auf unserem Balkon ziehen. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, was drin ist und wie es verarbeitet und produziert wurde.“

Andrea Fičala, Foto: © Sonja Priller, www.sonjapriller.com

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Viele heimische Superfoods können mit den gut vermarkteten Exoten ganz leicht mithalten.

Sehr gut sichtbar ist das an den folgenden Beispielen.

Wir tendieren dazu, die gesunden Zauberfrüchte auf der anderen Seite des Globus zu vermuten. Je unbekannter und exotischer, desto besser — so scheint es: Die Goji-Beere mit ihrem Vitamingehalt von 15 mg/100 g thront auf einem Podest, die regionalen Früchte werden in ihren Schatten gedrängt. Aber schauen wir einmal genauer hin: Heimische Powerfoods wie die Brombeeren (18 mg/100 g), Erdbeeren (53 mg/100 g) oder die schwarze Johannisbeere (117 mg/100 g) können ohne Weiteres mit den Exoten mithalten.

Rein ernährungsphysiologisch sind Chiasamen und Leinsamen sowie andere Ölsaaten für unsere Ernährung sehr empfehlenswert. Wenn beide ein vergleichbares Nährstoffprofil haben, warum zahlen wir teures Geld für ein Produkt, das wie die Chiasamen erst weit transportiert werden muss? Und noch dazu in letzter Zeit immer wieder Schlagzeilen mit schlechten Rückstandswerten macht? Die heimische Alternative hingegen wächst gleich vor unserer Türe und ist in bester, geprüfter Qualität erhältlich.

Heimische Powerfoods wie die Brombeeren, Erdbeeren oder die schwarze Johannisbeere können ohne Weiteres mit den Exoten mithalten. Illustrationen: © Julia Lammers

Ein Blick über den eigenen Tellerrand

Viele der weit gereisten Früchte, Samen oder Blätter werden von der Bevölkerung in ihren Ursprungsländern seit Jahrhunderten genutzt und dienen dort als unverzichtbare natürliche Ernährungsgrundlage. Ein genauer Blick auf die Herkunft und die Entstehungsbedingungen insbesondere dieser Lebensmittel ist also sehr wichtig, wenn wir uns achtsam und nachhaltig ernähren möchten. Zwar scheinen Kriterien wie „biologischer Anbau“ oder „Fair Trade“ eine gewisse Sicherheit zu bieten, doch sollten wir uns bewusst sein, dass unsere erhöhte Nachfrage nicht ohne Folgen für die Bevölkerung und die Umwelt bleibt.

Frische, natürliche Zutaten

Der Griff zu schmackhaften Schätzen aus der nahen Umgebung ist nicht nur umweltschonend, sondern auch günstig und gesund. Andrea Fičala plädiert für den „Clean Eating“-Ernährungsstil, das bedeutet unter anderem, selber frische, natürliche Zutaten aus der Region zu sammeln oder im eigenen Biogarten anzubauen. Auch bei wenig Platz kannst du zum Beispiel ganz leicht Kräuter oder Gemüse im Topf am Balkon ziehen (-> Rezepte, die wachsen: Pflanz dir ein „1-Topf-Gericht).

Kochen im Einklang mit den Jahreszeiten

Regional angebaute Obst-, Gemüse- und Kräutersorten liefern uns rund ums Jahr auf ganz natürliche Weise genau jene Nährstoffe, die wir für unser Immunsystem und ein gesundes Leben brauchen. Achte auf die Farbenpracht im Laufe des Jahres! Mit dem Merkspruch „Iss den Regenbogen!“ kannst du erkennen, welche Farben und somit Vitamine viel oder wenig auf deinem Speiseplan stehen.

„Iss den Regenbogen“ ist ein hilfreicher Satz, um einmal darauf zu achten, welche Farben auf unseren Tellern besonders stark, wenig oder gar nicht vertreten sind.“ Foto: © Sonja Priller, www.sonjapriller.com

Das ausgezeichnete Kochbuch für eine bewusste, abwechslungsreiche und genussvolle Ernährung mit regionalen Superfoods

„Cremiges Einkorn-Risotto mit Pilzen und Rucolaschaum“, gefolgt von „Dinkelmuffins mit Rhabarber und Mohn“ – das sind nur zwei der insgesamt 80 köstlichen, vegetarischen Rezepte von Andrea Fičala.

Die gesunden Power-Gerichte im Kochbuch „Superfoods einfach & regional“  sind praktisch nach Jahreszeiten gegliedert und in die Kategorien Frühstück, Hauptspeise, Snacks und Süßes unterteilt.

Eine Auswahl an heimischen Lebensmitteln, die durch eine besonders hohe Nährstoffdichte und spannende Inhaltsstoffe glänzen, werden inklusive ihrer positiven Effekte für unsere Gesundheit vorgestellt.

Menschen beim Obstbäume schneiden
BEITRAGSAUTORIN: Christina | KATEGORIE: Garten & Balkon | 10.01.2017 | aktualisiert: 28.10.2020

Obstbäume schneiden: So easy meisterst du den Obstbaumschnitt

Verpasst du deinen Obstbäumen regelmäßig eine neue Frisur, versorgen sie dich mit knalligeren Äpfeln und süßeren Aprikosen. Warum? Der Obstbaumschnitt tut deinem Baum einfach gut! Denn der macht ihn nicht nur gesund, sondern gibt ihm auch genug Power, um unheimlich leckere Früchte zu entwickeln. Wir zeigen dir, wann du deine Obstbäume schneiden sollst und welches Werkzeug du brauchst. Obendrauf gibt’s noch eine Anleitung, wie du beim Schneiden richtig vorgehst.

Inhalt:
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Obstbäume schneiden – wann ist der richtige Zeitpunkt?
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Gut ausgerüstet: Das brauchst du für den Obstbaumschnitt
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Obstbäume richtig schneiden – Anleitung: So gelingt dir eine hübsche Baumfrisur
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Alte und junge Obstbäume schneiden: verschiedene Schnittphasen
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Schneiden von Obstbäumen – 5 Grundregeln für EinsteigerInnen
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Schnipp, schnapp, Zweige ab: Den Obstbaumschnitt kann man lernen!

Obstbäume schneiden – wann ist der richtige Zeitpunkt?

Am besten schneidest du deinen Obstbaum im Winter. Wenn der Baum unbelaubt ist, kannst du viel einfacher den Überblick in der Krone behalten und dich flexibler von Ast zu Ast bewegen. Die Frage, wann man Obstbäume schneiden muss, hängt auch von der Baumart ab: Im Winter kannst du die Triebe von fast allen Obstbäumen kürzen, nur von empfindlichen Arten wie Kirsche, Aprikose und Walnuss solltest du die Finger lassen. Diese bearbeitest du besser im Sommer.

Good to know: Schneide deinen Baum auf jeden Fall an trockenen Tagen, damit nicht zu viel Feuchtigkeit in die frische Schnittwunde des Baumes gelangen kann. Das wäre die Eintrittskarte für Pilzsporen und andere Krankheitserreger, die deinem Baum schaden.

Wir verraten dir, wann du den Obstbaumschnitt im Winter und im Sommer machen kannst, und was du dabei beachten solltest:

Wann schneide ich im Winter?

Im Winter werden Obstbäume zwischen Ende Jänner und bis zu zwei Wochen vor dem Austrieb geschnitten. Schneide aber nicht zu spät im Frühling: Nährstoffe, die in den Knospen eingelagert sind, gehen sonst mit dem Schnittgut verloren. Am besten stutzt du deinen Baum an frostfreien, trockenen Tagen. Nach dem Schnitt sollten keine sehr niedrigen Temperaturen mehr auftreten (-12 °C und kälter).

Der Winterschnitt eignet sich besonders gut, wenn du die Krone deines Obstbaumes formen willst. Bei Apfel, Birne und Pfirsich kannst du im Winter auch den Erhaltungsschnitt (siehe weiter unten) durchführen.

Kann ich meinen Obstbaum bei Frost schneiden?

Idealerweise sollten die Tage rund um deinen Schnittvorgang frostfrei sein. Wenn es das Wetter aber nicht anders zulässt, ist es grundsätzlich kein Problem, einen Obstbaum auch bei Frost zu schneiden. Beachte aber, dass die Temperaturen nicht permanent unter -5 °C sinken sollen.

Wann schneide ich im Sommer?

Der Obstbaumschnitt im Sommer erfolgt zwischen Juni und Mitte August. Such dir dafür trockene, eher kühle Tage aus und schneide nicht in der Mittagshitze.

Wichtig zu wissen ist hier, dass der Sommerschnitt das Wachstum des Baumes bremst. Im Sommer kannst du also schneiden, wenn triebige Jungbäume zu stark wachsen. Aber: Tragen die Obstbäume viele Früchte, darfst du nicht schnippeln, weil die Früchte dann nicht mehr genug versorgt werden können. Im Sommer schneidest du auch empfindliche Sorten wie Kirsche, Aprikose oder Walnuss.

… und dein Obstbäumchen bekommt einen neuen Haar … – ähh Astschnitt. Alle Facts zum idealen Zeitpunkt und Werkzeug bis hin zur richtigen Technik gibt’s gesammelt in dieser Anleitung – schnell hier eintragen und deine Bäume in Wohlfühlmodus bringen!

Gut ausgerüstet: Das brauchst du für den Obstbaumschnitt

Damit du deinem Baum einen neuen Schnitt verpassen kannst, organisiere dir am besten dieses Werkzeug:

  • Baumschere: Wichtig ist, dass sich der Anpressdruck der Klinge exakt einstellen lässt, und zwar so, dass die Schere gerade noch von selber auseinandergeht. Verwende Scheren mit einer ziehenden Klinge. So ist ein glatter Schnitt ohne Quetschungen möglich.
  • Klappsäge: Mit dieser scharfen, handlichen Säge kannst du rasch größere Äste abschneiden. Mit einem Handgriff kannst du, wie der Name schon sagt, das Sägeblatt einklappen.
  • Werkzeughalfter: Im Halfter verstaust du das Werkzeug, das du gerade nicht brauchst. So hast du die Hände beim Klettern im Baum oder beim Steigen auf die Leiter frei.
  • Bügelsäge: Größere Äste schneidest du mit einer Bügelsäge ab. Das Sägeblatt kannst du hier ganz einfach verdrehen und so auch in engen Astgabeln schneiden, ohne dass der Bogen im Weg ist.
  • Stangensäge: Eine Stangensäge hilft dir, vom Boden aus zu arbeiten. Das ist zwar praktisch, aber auch sehr ermüdend. Reduziere die Arbeiten mit diesem Gerät also auf ein Minimum.
Obstbäume schneiden Anleitung
Diese zwei Utensilien dürfen beim Obstbaumschnitt nicht fehlen: Klappsäge und Baumschere. Foto: © Andrea Heistinger

Obstbäume richtig schneiden – Anleitung: So gelingt dir eine hübsche Baumfrisur

Das erste Jahr ist schon vergangen, seit du deinen Obstbaum gepflanzt hast? Juhu, gratuliere zum ersten Standjahr! Dann zück das Werkzeug und verpass deinem Baum doch einen Erziehungsschnitt! In unserer Anleitung zeigen wir dir, wie du diesen Obstbaumschnitt meisterst:

1. Entferne die Stammausschläge

Stammausschläge sind die Triebe, die aus dem Stamm herauswachsen. Diese kannst du entfernen.

2. Schneide alle nicht benötigten Langtriebe ab

Entferne anschließend alle Langtriebe, die offensichtlich keinen Platz haben, um sich entwickeln zu können. Das sind meist Triebe, die von einem Leitast Richtung Mitte oder auf der Oberseite eines Astes senkrecht nach oben wachsen. Ignoriere Kurztriebe, lasse also alles außer Acht, was kürzer als 10 cm ist.

Good to know: Was sind Leitäste? Das sind die Äste, die von der Stammverlängerung ausgehen und das Kronengerüst des Baumes bilden.

3. Entferne die Konkurrenztriebe

An der Spitze von Leitästen entwickeln sich fast immer zwei gleich starke Triebe. Schneide einen davon weg. So kann sich die Krone in die Breite entwickeln.

4. Bringe Leitäste in Form

Wenn Leitäste zu steil oder zu flach stehen, bringe sie in eine günstige Lage von 45 °. Verwende dafür ein breites Bindematerial, z. B. aus Jute, und gib den Trieben so die gewünschte Position.

5. Kürze den letztjährigen Zuwachs

Verkürze den Zuwachs der Leitäste vom Vorjahr etwa um ein Viertel: Achte dabei darauf, dass gleichrangige Gerüstäste auf dem gleichen Niveau stehen, also auf der sogenannten Saftwaage. Auch sollten die obersten Knospen nach außen schauen. Werden die Leitäste nicht angeschnitten, wachsen sie mit den Jahren in Richtung Mitte. So entsteht eine eiförmige Krone, und die Früchte im Inneren sind schlecht belichtet.

Grafik Erziehungsschnitt im 2. Standjahr
So sieht der Erziehungsschnitt im 2. Standjahr aus: 1) Stammausschläge entfernt, 2) in das Kroneninnere gewachsene Langtriebe entfernt, 3) Konkurrenztriebe entfernt, 4) überzählige Langtriebe entfernt, 5) Äste mit Hilfe von Spreizhölzern formiert, 6) Leitäste gekürzt. Foto: © Stefan Emmelmann

6. Schneide die Seitenäste zurück

Stutze Seitentriebe, die schräg vom Leitast nach außen wachsen, damit sie nicht zu lang werden und flacher stehen als der Leitast.

7. Mitteltrieb auslichten und zurückschneiden

Die Krone soll die Form einer Pyramide haben, kürze daher auch den Mitteltrieb entsprechend ein.

Grafik Erziehungsschnitt junge Obstbäume schneiden
In dieser Zeichnung siehst du den Rückschnitt nach dem ersten Standjahr. Foto: © Stefan Emmelmann

Alte und junge Obstbäume schneiden: verschiedene Schnittphasen

Oben hast du den Erziehungsschnitt kennengelernt. Welche anderen Schnitte es noch gibt und wie du junge bzw. alte Obstbäume schneiden kannst, erfährst du hier:

1. Für deine neugepflanzten Babys: der Pflanzschnitt

  • Ziel: Mit diesem Schnitt stellst du das Gleichgewicht zwischen Wurzel und Krone wieder her.
  • Wann: nach der Pflanzung (wenn du deinen Baum im Herbst gepflanzt hast, im darauffolgenden Februar)
  • Wie oft: einmalig

2. Eine Krönung für deinen Baum: der Erziehungsschnitt

  • Ziel: Diesen Schnitt machst du bei jungen Obstbäumen, damit sie ein lichtes, tragfähiges Kronengerüst aufbauen können.
  • Wann: in den ersten 5–10 Jahren nach der Pflanzung
  • Wie oft: jährlich

3. Für eine Ernte, die dich umhaut: der Erhaltungsschnitt

  • Ziel: Dieser Schnitt soll dir regelmäßig unheimlich leckere Früchte bescheren.
  • Wann: vom Ende des Erziehungsschnitts an bis zum Lebensende des Baums
  • Wie oft: alle 3–5 Jahre

4. Mach deinen Baum wieder jung: der Verjüngungsschnitt

  • Ziel: Diesen Schnitt machst du bei alten Bäumen, wenn du eine ausladende Krone verkleinern willst.
  • Wann: wenn nötig bei alten Obstbäumen
  • Wie oft: in Ausnahmefällen

5. Rettung in Sicht: ungepflegte oder falsch geschnittene Obstbäume schneiden

  • Ziel: Es ist nicht zu spät! Mit diesem Schnitt kannst du die Krone von deinem Baum auslichten, sichern oder ihre Form verbessern.
  • Wann: bei Bäumen, die lange gar nicht oder falsch geschnitten wurden.
  • Wie oft: einmalig oder aufgeteilt auf mehrere Jahre

Unser Tipp: Noch mehr Lust auf ein neues Styling deiner Bäume? Dann schau ins „Handbuch Bio-Obst“. Dort findest du genaue Schnittanleitungen, mit denen du dich zum Baum-Coiffeur schnippelst!

Schneiden von Obstbäumen – 5 Grundregeln für EinsteigerInnen

Damit du gut gewappnet mit dem ersten Schnitt beginnen kannst, haben wir hier noch 6 Tipps für dich gesammelt:

  1. Beginne zu schneiden! Denn: Nur wer schneidet, lernt.
  2. Keine Angst vor dem Schnitt! Dein Bäumchen stirbt nicht und auch irrtümlich geschnittene Löcher in der Krone werden von anderen Ästen wieder geschlossen.
  3. Wenn dein Baum gesund ist, kann er Wunden bis zu 5–8 cm Durchmesser gut verschließen.
  4. Pass auf dich auf! Leitern können schnell umfallen und Äste leicht brechen, wenn sie zu stark belastet werden oder morsch sind.
  5. Fertig geschnitten, und jetzt? Beobachte das ganze Jahr über, wie dein Baum reagiert und wie es ihm geht.
Baum verheilt nach Schnitt
Dein Baum bildet aus dem Astring ein sogenanntes Kallusgewebe, das langsam die Wunde wieder verschließt. Foto: © Rupert Pessl

Schnipp, schnapp, Zweige ab: Den Obstbaumschnitt kann man lernen!

Ja, und so gelingt’s: Unsere Tipps beachten, loslegen und deinen Baum von Altlasten befreien. Und auch wenn du dich verschneidest, es gibt fast immer eine zweite Chance. Willst du noch mehr Hintergrundwissen, bevor du loslegst, deine Obstbäume zu schneiden? Kein Problem! In unseren Büchern „Handbuch Bio-Obst“ und „Basiswissen Selbstversorgung“ findest du ausführliche Anleitungen und haufenweise Kniffe.

Apfelbaum und Äpfel in der Wiese
BEITRAGSAUTORIN: Christophe | KATEGORIE: Garten & Balkon | 08.11.2016

Obstbäume pflanzen im Herbst: Mach aus deiner Welt einen bunten Obstgarten!

Grün und rund, violett und oval – in allen Formen und Farben leuchten die Früchte. Wenn dich einmal der gesunde Hunger packt, pflück dir eine Birne deiner Lieblingssorte vom eigenen Obstbaum! Das Bioparadies wartet schon vor deiner Haustüre.

Hol dir den puren Fruchtgenuss in deinen Garten!

Jetzt im Herbst ist der ideale Zeitpunkt, um Obstbäume zu pflanzen. Kernobst und die meisten Beerensorten sind nicht nur immun gegen Frost, sie beginnen sogar unter der kühlen Erde zu wuchern. Auch wenn der oberirdische Teil erst später austreibt, schlagen deine frisch gepflanzten Apfelbäume bereits im November tiefe Wurzeln. An den ersten heißen Tagen im neuen Jahr kann sich der junge Baum dann schon bestens mit Wasser versorgen und hat gegenüber einem Apfelbaum, der erst im Frühling gepflanzt wird, einen klaren Vorteil.

Einen Obstgarten anzulegen ist einfacher als du vielleicht denkst!

Im Handbuch Bio-Obst von Andrea Heistinger, Bernd Kajtna, Johannes Maurer und in Kooperation mit dem Verein Arche Noah findest du Alles, was du über den ganzjährigen Anbau von Beeren, Früchten und Nüssen wissen musst.

Foto: © Rupert Pessl
Inhalt
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1. Plane deinen Obstgarten
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2. Pflanz dir deine Obstbäume wie es dir gefällt!
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3. Selbstversorgung mit Äpfeln und Birnen rund ums Jahr
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Mit diesen 5 Tipps trägt dein Selbstversorgergarten besonders viele Früchte!
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Zuerst die Beeren, dann das Baumobst – los geht’s mit der Ernte!

A wie Antonowka Apfel oder B wie Butterbirne Clairgeaus? – Welche Obstsorten gedeihen an deinem Standort am besten? Mit welchen Baumformen kannst du deinen verfügbaren Platz ausnutzen? Hast du bereits optimale Lagermöglichkeiten für Obst oder musst du dir noch einen geeigneten Platz dafür schaffen? Die versierten Arche Noah Gärtnerinnen und Gärtner rund um Andrea Heistinger, Johannes Maurer und Bernd Kajtna lassen keine Fragen offen. Das Handbuch Bio-Obst richtet sich an ObstgärtnerInnen mit oder ohne Vorkenntnissen und deckt alle erdenklichen Bedürfnisse ab: ob Balkongarten in einem Weinbauklima oder Streuobstwiese in rauer, alpiner Lage.

Nimm dir das fundierte Nachschlagewerk zur Hand und pflanze deine eigenen Obstbäume zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Wir möchten dich nun Schritt für Schritt in dein zukünftiges Obstparadies entführen:

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Ein kleines Modell aus Halmen und Zweigen hilft bei der Planung, um sich die Verhältnisse der einzelnen Obstpflanzen besser vorstellen zu können. Foto und Modell: © Johannes Maurer

1. Plane deinen Obstgarten

Wenn du an einen Obstgarten denkst, kommt dir vielleicht als erstes eine große Wiesenfläche in den Sinn. Aber Obstbäume können auch in kleinen Vorgärten oder Hinterhöfen gedeihen. Das Handbuch Bio-Obst bietet auch bei wenig Platz die passenden Lösungen. Wusstest du zum Beispiel, dass ein Baum verschiedene Sorten tragen kann? Die Varianten für deine individuellen Gegebenheiten sind schier unendlich: Du kannst einen Obstbaum als Spalier ziehen, sodass die Äste an der Hauswand emporwachsen. Wenn du auf dem Balkon oder der Terrasse Topfkulturen anbauen willst, eignet sich der Säulenbaum besonders gut. Denn sie lassen sich sehr eng pflanzen, da sie keine Seitenverzweigungen haben und das Obst sehr eng am Stamm tragen. Für einen etwas größeren Selbstversorgergarten bietet sich der Hochstamm als Baumform an. Da die Äste erst in Kopfhöhe beginnen, kannst du den Raum unter der Krone zusätzlich nutzen. Hühner scharren gerne im Schatten von Bäumen und picken noch dazu potentielle Schädlinge auf. Die Fläche könnte ebenso gut als Waldgarten genutzt werden oder als Kinderspielplatz mit Sandkiste und Schaukel. Du könntest auch den Nachbarn in dein Obstgartenprojekt einbeziehen und ihm einen Freundschaftsdienst leisten. Wenn du einen Hochstamm an die Grundstückgrenze positionierst, könnte jeder Nachbar seinen Teil des Baumes abernten.

Von der Versorgung mit Obst bis zur Erholung erfüllt ein Obstgarten viele Funktionen. Foto: Arche Noah
Obstbäume zu pflanzen birgt zahlreiche Vorteile: Von der Selbstversorgung mit Obst bis zur Erholung erfüllt ein Obstgarten viele Funktionen. Foto: © Arche Noah

2. Pflanz dir deine Obstbäume wie es dir gefällt!

Für wenig frostempfindliche Arten wie Apfel, Birne, Zwetschke und das meiste Beerenobst ist Herbst der perfekte Pflanztermin. Nutze die Vegetationsruhe und lege einen Obstgarten ganz nach deinen Vorlieben an.

Angenommen du hast deinen Standort ermittelt und suchst einen Birnenbaum für einen tiefgründigen, nicht zu nassen Boden in gemäßigter Lage. Eine Sorte, die bei guten Boden- und Wasserverhältnissen reichlich Ertrag liefert, ist „Kieffers Sämling“. Die Herbstbirnensorte schenkt dir von Mitte November bis in den Dezember hinein gelb-orange, süß-säuerliche Vitaminbomben, die eine feine Zimtnote versprühen.

Vom Baum gepflückt direkt zum Verzehr geeignet; Erntereife Pastorenbirnen. Foto: © Andrea Heistinger

Da Birnen selbst unfruchtbar sind, solltest du mindestens zwei zueinander passende Sorten setzen, die gleichzeitig blühen und gute Bestäuber sind.

3. Selbstversorgung mit Äpfeln und Birnen rund ums Jahr

Die Reifezeiten der Apfel- und Birnensorten sowie Birnensorten fallen in den Sommer, Herbst und Winter. Daher lässt sich die Selbstversorgung mit frischen Äpfeln dank Apfelbäume unterschiedlicher Sorten und guter Lagermöglichkeiten leicht organisieren. Sommer- und Herbstsorten kannst du direkt vom Obstbaum weg essen, wobei die Herbstsorten länger lagerfähig sind. Wintersorten sind beim Pflücken noch zu hart und entfalten dann im Zuge der Lagerung ihr einzigartiges Aroma. Sehr gut lagerfähige Äpfel, auch Dauersorten genannt, halten sich bei kühl-feuchten Lagerbedingungen bis Mitte Juli. Die ersten Sommeräpfel schließen also nahtlos an die Wintersorten an; das ermöglicht eine ganzjährige Selbstversorgung.

Mit diesen 5 Tipps trägt dein Selbstversorgergarten besonders viele Früchte!

  1. Pflanze möglichst viele Beeren- und Baumobstarten!
  2. Du solltest von einer Obstart mehrere Sorten mit unterschiedlicher Reifezeit setzen!
  3. Konserviere die überschüssigen Früchte für die Winterzeit!
  4. Schaffe dir einen Platz für lagerfähiges Obst!
  5. In guten Obstjahren solltest du Vorräte einkochen oder trocknen, da im darauf folgenden Jahr oft ein geringer Ertrag zu erwarten ist.

Hier eintragen und mit unserer Einkochanleitung deine knallbunte Gartenausbeute haltbarmachen:

  • die allerbesten Einkochtipps
  • 9 Ruckzuck-Rezepte für Sirup, Konfitüren, Ketchup & Co.

Zuerst die Beeren, dann das Baumobst – los geht’s mit der Ernte!

In deinem neuen Selbstversorgergarten ist das Beerenobst bald erntereif. Das Baumobst braucht allerdings einige Jahre, bis der Ertrag kommt. Mithilfe von Weicher und Bleiber kann die Wartezeit überbrückt werden. Dabei pflanzt du die hochstämmigen Obstbäume im Abstand von 8-10 m (Bleiber). Zwischen den Hochstämmen setzt du Weicher, die rasch zu tragen beginnen, aber nicht so alt werden. Sobald die Hochstämme Früchte tragen, kannst du die Weicher nach und nach roden. Die Kombination aus niedrigen und hochstämmigen Obstbäumen führt zu erntereichem Erfolg. Die Äpfel von kleinwüchsigen Bäumen sind schon nach 1-2 Jahren reif. Wenn die Birnenbäume nach 7 Jahren die erste Ernte bringen, werden die Apfelbäume gerodet. Somit können sich die hochstämmigen Birnenbäume völlig entfalten.

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Aus eigens gepflanzten Obstbäumen zieht man nicht nur Nutzen, sondern schafft durch sie auch eine einzigartige Wohlfühlatmosphäre. Foto: © Johannes Maurer

 

Das Handbuch Bio-Obst ist nicht nur der richtige Begleiter für die Anlage eines Obstgartens; du findest darin Tipps und Tricks zur Veredelung, Düngung sowie Schädlings- und Krankheitsbekämpfung. Was uns besonders fasziniert: Anstatt immer zwischen den drei Standard-Apfelsorten im Supermarkt auszuwählen, kannst du deine eigene Obstsorte im Garten anpflanzen. Wähle aus hunderten unterschiedlichen alten, neuen Sorten oder Wildobst-Arten aus! Die umfassenden Artenporträts im Buch helfen dir dabei. Mit dem Anbau einer seltenen Obstsorte trägst du noch dazu zum Arterhalt wichtiger Kulturpflanzen bei! Dein Obstgarten lohnt sich also nicht nur für dich, sondern auch für die Nachwelt.

„Ein Standardwerk für Generationen! – Meine Kinder und Enkel werden ebenso wie ich vom Wissensschatz im Handbuch Bio-Obst profitieren. Ich habe gelernt, wie ich einen ertragreichen Selbstversorgergarten anlege. Und sie werden dann lernen, alte Obstbäume mit dem richtigen Schnitt zu verjüngen.“ Hobbygärtner Matthias

selbstgezogene Pflänzchen
BEITRAGSAUTORIN: Christophe | KATEGORIE: Garten & Balkon | 27.10.2016

Rezepte, die wachsen: Pflanz dir ein „1-Topf-Gericht“

“Grow a Plot for a pot!” – Mit einem „Blumenkochtopf kannst du jedem Garten- oder Balkonbesitzer eine ganz besondere Freude machen! Denn die Idee dahinter ist genauso kreativ wie einfach: Zuerst die Pflanzen ziehen, danach kochen und am wichtigsten: Es sich schmecken lassen. Der Clou: Alle benötigten Zutaten sprießen aus einem Topf!

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Gefüllte Paradeiser mit Mascarpone-Soufflé
BEITRAGSAUTORIN: Christophe | KATEGORIE: Backen & Kochen | 30.08.2016

Frische Gartenküche: Gefüllte Paradeiser mit Mascarpone-Soufflé

Frisch geerntet und ab in den Ofen! Mit diesen Sorten werden köstliche Ofenparadeiser zum kulinarischen Highlight am saisonalen Speiseplan.

Ganz nach dem Motto Rezepte weitergeben macht Freude!“, haben die Mitglieder des Vereins Arche Noah ihre liebsten Koch- und Backideen aufgeschrieben und zeigen im Buch Zu Gast bei Arche Noah“, wie einfach es ist, täglich frisch und gesund zu kochen. Über 100 einfache und inspirierende Lieblingsrezepte mit ganz viel Gemüse und Obst sind dabei entstanden.

Unser saisonaler Rezepttipp daraus:

Gefüllte Paradeiser mit Mascarpone-Soufflé

Rezept von Gertrud Hartl

Zutaten:

  • 8 Paradeiser oder Fülltomaten
  • 2 EL Olivenöl
  • 2 Eier
  • 200 g Mascarpone
  • Salz, Pfeffer
  • 1 Handvoll Basilikum
  • ev. 1 Knoblauchzehe

Dann hol dir die Zutaten dafür doch einfach aus deinem Hochbeet! In „Mein Lieblingsitaliener? Mein Hochbeet“ stellen wir dir das Pizza-Pasta-Hochbeet vor, wo Tomaten für das beste Sugo der Welt und Rucola für die knusprigste ofenfrische Pizza gedeihen – für deine tägliche Dosis italienisches Dolce Vita!

Zubereitung:

Die Paradeiser waschen, den Deckel abschneiden und das Fruchtfleisch herauslöffeln. Eine Auflaufform mit Olivenöl ausstreichen, das Fruchtfleisch und die Deckel hacken und hineingeben. Für die Füllung die Eier trennen, das Eiklar zu Schnee schlagen und die Dotter mit dem Mascarpone, Salz, Pfeffer, Basilikum und eventuell mit Knoblauch verrühren, den Schnee unterheben und die Paradeiser damit füllen.
Die Paradeiser bei 175 °C Umluft 30 Minuten backen – sofort servieren.

Sortenempfehlung:

Zum Füllen von Paradeisern empfiehlt sich die Verwendung von speziellen Sorten, z.B. die gelbe ‚Yellow Stuffer’ oder die rote ‚Red Cavern’. Diese Paradeisersorten sind von Natur aus innen hohl, das heißt sie haben kaum Fruchtfleisch und sind daher auch nicht saftig. Zum Füllen sind sie genial.

Dieses und viele weitere alltagstaugliche Rezepte mit regionalen und saisonalen Zutaten findest du im neuen Buch von Gertrud Hartl und  Arche Noah „Zu Gast bei Arche Noah“. Im Mittelpunkt der spannenden Mischung aus überlieferten Rezepten und neuen Ideen stehen regionale Zutaten: saisonales Gemüse, saftiges Obst, verschiedene Getreidesorten und würzige Kräuter. Durch die vielfältigen Sortenempfehlungen der Köch*innen wird diese alltagserprobte Küche wunderbar abwechslungsreich.

Naturkosmetik selbst gemacht - die Kraft der Kräuter nutzen
BEITRAGSAUTORIN: Christophe | KATEGORIE: Naturkosmetik & Kräuterwissen | 25.08.2016

Naturkosmetik selbst gemacht: zartes Rosenfluid und pflegendes Aftershave

So einfach kannst du hochwertige und naturbelassene Pflegeprodukte selber herstellen!

Und das Beste daran: Du kannst diese mit relativ einfachen und kostengünstigen Mitteln auf deine individuellen Bedürfnisse abstimmen. Naturkosmetik bringt viele Vorteile mit sich, denn du weißt genau, was enthalten ist. Die besonders schonende Pflege ist daher für die ganze Familie und auch für Allergiker eine gute Wahl. Selbstgemachtes tut aber nicht nur der Haut, sondern auch der Umwelt gut! Wenn du mehr erfahren willst, findest du hier einen Überblick zum Thema Zero-Waste-Kosmetik.

Inhalt
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2-PHASEN-ROSEN-FLUID FÜR SAMTZARTE HAUT
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2-PHASEN-AFTERSHAVE FÜR MÄNNER

Die vielseitigen und natürlichen Kräfte von Kräutern werden schon seit jeher eingesetzt. Irene Hager, Alice Hönigschmid und Astrid Schönweger haben unzählige Kräuterfrauen besucht und überliefertes Wissen über Anwendungsmöglichkeiten der Kräuter des Alpenraums in ihrem neuen Buch “Die Kraft der Kräuter nutzen. 350 Rezepte für Wohlbefinden, Schönheit, Küche, Haus und Garten” gesammelt. Apothekerin Zita Marsoner Staffler hat Rezepte und Tipps geprüft.

Dieses 2-Phasen-Fluid ist eine wunderbare Alternative zur herkömmlichen Tagescreme und ist ganz einfach und schnell herzustellen:

2-PHASEN-ROSEN-FLUID
FÜR SAMTZARTE HAUT

von Doris Karadar (selbst entwickelt)

  • 15 ml reines Mandelöl
  • 1–2 Tr. ätherisches Öl Rose (Rosa damascena)
  • 15 ml biologisches Rosen-Hydrolat (Rosen-Wasser)
  • Glasflasche mit Sprühaufsatz (30 ml)

Zubereitung:

  • das Mandelöl ins Fläschchen füllen
  • das ätherische Öl Rose dazugeben
  • das Gemisch zart schwenken
  • mit dem Hydrolat auffüllen, auch wenn es sich nicht mit dem Öl vermischt

Anwendung: Vor jeder Anwendung immer gut schütteln. Direkt auf die Handflächen sprühen und sanft über Gesicht und Hals verteilen.
Haltbarkeit: 2–4 Wochen

„Für besonders trockene Haut können Sie noch einige Wirkstofföle hinzufügen, wie z. B. 5–10 Tropfen Wildrosenöl oder Nachtkerzenöl zur Regeneration.“

Erfahrungswissen: Mandelöl und Rosen-Hydrolat wirken in Kombination beruhigend und sind ideal bei gereizter Haut. Dieses natürliche Fluid sorgt für eine geschmeidige Haut und ausgewogene Feuchtigkeit. Schon nach den ersten Tagen kann sich das Hautbild zum Besseren verändern. Naturkosmetik-Tipp aus „Die Kraft der Kräuter nutzen“ von Irene Hager, Alice Hönigschmid und Astrid Schönweger

Einfach hier eintragen und deine kühnsten Kräuterträume wahrmachen. Mit unserem Kräuter-Guide pflanzt du dir dein duftendes Wonderland:

  • Inspiration für deine Kräuterwelt (drinnen & draußen)
  • 4 detaillierte Portraits: Basilikum, Majoran, Agastache und Spitzwegerich

2-PHASEN-AFTERSHAVE
FÜR MÄNNER

von Doris Karadar (selbst entwickelt)

  • 15 ml Myrten-Hydrolat
  • 15 ml Mandelöl
  • evtl. 2–3 Tr. ätherisches Öl Sandelholz
  • Glasflasche mit Sprühaufsatz (30 ml)

Zubereitung: siehe 2-Phasen-Rosen-Fluid
Anwendung: Nach jeder Rasur auftragen.
Haltbarkeit: 2–4 Wochen

„Statt dem Myrten-Hydrolat kann man auch ein Lorbeer-Hydrolat oder Sandelholz-Hydrolat verwenden und statt dem ätherischen Öl Sandelholz ein ätherisches Vetiver-Öl.“

Erfahrungswissen: Eine Mischung aus Mandelöl mit diesen Hydrolaten kann für eine Beruhigung der Haut nach der Rasur sorgen und hat zudem einen angenehmen Duft. Naturkosmetik-Tipp aus „Die Kraft der Kräuter nutzen“ von Irene Hager, Alice Hönigschmid und Astrid Schönweger

Diese und viele weitere Rezepte, Anleitungen und Tipps findet ihr im neuen Buch “Die Kraft der Kräuter nutzen. 350 Rezepte für Wohlbefinden, Schönheit, Küche, Haus und Garten” von Irene Hager, Alice Hönigschmid und Astrid Schönweger.

Warum wir Cradle to Cradle drucken:

Lesen ist gesund, Bücher produzieren auch
Nur was für Mensch, Tier und Natur gesund ist, darf Teil unserer Bücher sein.

Sicher. Kreisläufig. Klimafreundlich.

Wir mögen’s hochwertig
Geschmeidiges Papier, satte Farben, natürlicher Buchgeruch. Überzeug dich selbst!

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