Anbauen im Oktober: Mit Wintergemüse zur frischen Ernte im Schnee
Es ist Ende Oktober. Die Tage sind kurz, die Sonne steht tief – und du fragst dich vielleicht: „Ich wollte doch eigentlich Wintergemüse anbauen … habe ich das verpasst?“
Gute Nachricht: Nein, es ist noch nicht zu spät! Zwar sind die Hauptaussaatmonate für viele Sorten im Hochsommer, doch auch jetzt kannst du dein Winterbeet clever vorbereiten oder auffrischen.
Du kannst noch Feldsalat, Winterportulak, Spinat und Asia-Gemüse säen.
Du kannst dein Hochbeet winterfit machen, um es als „Gemüsekühlschrank“ und Anzuchtort zu nutzen.
Und du kannst mit einfachen Mitteln (Vlies, Mulch, Frühbeet) den Grundstein legen für frische Ernte bis in den Frühling.
Der Winter ist kein Ende – sondern der Beginn einer zweiten, stillen Gartensaison.
Warum Wintergemüse jetzt Sinn macht
Wenn im Supermarkt wieder spanische Tomaten und italienischer Kopfsalat auftauchen, lohnt sich ein Blick in den eigenen Garten. Wintergemüse anbauen bedeutet: weniger Transportkilometer, weniger Energie, mehr Geschmack.
Es liefert wertvolle Vitamine und Mineralstoffe genau dann, wenn unser Körper sie am dringendsten braucht.
Und das Beste: Viele Pflanzen wachsen auch unter der Schneedecke einfach weiter.
HIER erfährst du noch mehr zu den Vorteilen von Wintergemüse.
„Mit der richtigen Pflanzenwahl kannst du laufend knallfrisches Gemüse und vitaminbombige Kräuter aus der Erde ziehen – von November bis in den frühen März,“ Doris Kampas in Das sensationelle Winterhochbeet.
Jetzt im (Hoch)Beet: 5 Handgriffe für den Oktober
Mach dein Beet winterfit und bereite alles für frisches Wintergemüse vor.
1. Altes raus – Platz für Neues
Verwelkte Pflanzen, Tomatenstängel und Wurzelreste entfernen. Sie entziehen Nährstoffe und können Krankheiten fördern. Danach die Erde sanft mit einer Grabgabel lockern, nicht umgraben – so bleibt das Bodenleben aktiv.
2. Frische Schichten aufbauen
Im Hochbeet jetzt organisches Material einfüllen: Laub, Häcksel, Kompost und Grasschnitt.
„Aus Zweigen, Laub, Grasschnitt, Kompost und Erde entsteht mit der Zeit eine tiefgründige Humusschicht, die das Beet von unten wärmt,“ erklärt Doris Kampas in Das sensationelle Winterhochbeet.
Das sorgt für natürliche Wärme und neue Nährstoffe.
3. Neue Erde obenauf
Abschließend 10–15 cm reife Komposterde oder Pflanzerde auftragen. Das ist die Grundlage für frische Aussaaten wie Feldsalat, Spinat oder Winterportulak.
4. Mulchen statt frieren lassen
Eine dünne Schicht Mulch, Stroh oder Laub schützt die Erde vor Frost und hält sie feucht. So bleibt der Boden locker, und Mikroorganismen können weiterarbeiten. HIER gibt es noch eine weitere Möglichkeit deine Lieblinge im Beet zu schützen.
5. Bereit für die Winteraussaat
Jetzt kannst du Wintergemüse anbauen, das mit Kälte umgehen kann: Feldsalat, Asia-Salate, Spinat oder Mangold. Decke empfindliche Pflanzen mit Vlies ab und freu dich auf die erste Ernte mitten im Winter!
Die besten Wintergemüse-Sorten für Spätstarter*innen
Wenn du dich jetzt erst für Wintergemüse entschieden hast, ist das kein Grund zur Sorge – ganz im Gegenteil.
Diese Sorten sind deine besten Freunde für den Spätherbst, denn sie wachsen schnell, sind erstaunlich robust und liefern dir noch Wochen später frische Blätter und knackige Wurzeln.
Mit ein wenig Schutz und der richtigen Sorte wird dein Garten auch im Dezember noch grün.
1. Feldsalat – der Spätzünder mit Power
Feldsalat (Valerianella locusta) ist der Inbegriff des Wintergemüses. Er braucht kaum Pflege, ist extrem kälteresistent und liefert bis weit in den März hinein frische, nussige Blätter.
„Feldsalat wächst selbst unter Schnee weiter – das Wintergrün für jede Jahreszeit,“ Doris Kampas in Das sensationelle Winterhochbeet.
Sorten-Tipp:
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Verte de Cambrai – bewährt und frosthart
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Vit – wüchsig und resistent gegen Mehltau
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Elan – sehr gleichmäßiger Wuchs, ideal fürs Hochbeet

Foto: © Löwenzahn Verlag/Wolfgang Palme
So geht’s:
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Aussaat: bis Ende Oktober direkt ins Beet oder in Balkonkästen. Reihenabstand ca. 10–15 cm, Saattiefe nur 1 cm (Lichtkeimer!).
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Boden: locker, humos, gleichmäßig feucht – Staunässe vermeiden.
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Pflege: gleichmäßig gießen, nicht düngen. Bei starkem Frost Vlies oder Laubabdeckung auflegen.
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Ernte: je nach Temperatur nach 6–10 Wochen. Nur Blätter abschneiden, das Herz stehen lassen – dann treibt er wieder nach.
Extra-Tipp: Im Hochbeet bleibt der Boden länger frostfrei, wodurch du auch bei Schnee ernten kannst.
2. Grünkohl – der Frostliebhaber und Vitaminheld
Kaum ein Gemüse symbolisiert den Winter so sehr wie Grünkohl. Je kälter die Nächte, desto süßer und zarter wird er – denn der Frost wandelt Stärke in Zucker um.
Grünkohl enthält mehr Vitamin C als Orangen und reichlich Mineralstoffe – ein echter Immunbooster.
Sorten-Tipp:
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Westländer Winter – altbewährt, robust, fein gekraust
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Frostara – besonders frosthart, spätreifend
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Redbor – violette Blätter, dekorativ und lecker
So geht’s:
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Pflanzung: Wer keinen im Sommer gesät hat, kann jetzt Jungpflanzen aus Bio-Gärtnereien setzen.
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Pflege: Gießen nur bei Trockenheit. Verbliebene Blätter regelmäßig ernten, bevor sie zu groß werden.
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Ernte: Ab November, am besten nach dem ersten Frost.
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Lagerung: Geerntete Blätter halten im Kühlschrank bis zu zwei Wochen oder eingefroren bis zum Frühling.
Extra-Tipp: Grünkohl lässt sich wunderbar mit Kartoffeln, Apfel oder Zwiebeln kombinieren – ob als Eintopf, Chips oder Smoothie.

Foto: © Löwenzahn Verlag/Wolfgang Palme
3. Asia-Salate – schnell, würzig, winterfest
Asia-Salate sind die Überraschungskünstler des Winters. Ihre Blätter sind mild-scharf, voller Senföle und Vitamine – perfekt für Salate, Wok oder Smoothies.
Sorten wie Mizuna, Red Giant oder Tatsoi wachsen rasant, sind mehrschnittfähig und überstehen Frost bis –10 °C.
Sorten-Tipp:
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Mizuna – mild, zart, auch roh lecker
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Red Giant – leuchtend violett, kräftig im Aroma
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Green in Snow – besonders frosthart (der Name ist Programm)

Foto: © Löwenzahn Verlag/Wolfgang Palme
So geht’s:
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Aussaat: bis Anfang November direkt ins Beet oder ins Frühbeet. Reihenabstand 20 cm.
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Pflege: regelmäßig ernten, sobald die Blätter handtellergroß sind. Nur äußere Blätter pflücken – dann wächst die Pflanze nach („Baby-Leaf“-Ernte).
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Standort: sonnig bis halbschattig; bei Wind und Frost hilft ein leichter Schutz aus Laub, Jutesäcken oder Gartenvlies.
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Boden: nährstoffreich und feucht, aber gut drainiert.
Extra-Tipp: In milden Lagen kannst du Asia-Salate sogar als „lebenden Vorrat“ im Beet überwintern – einfach immer wieder Blätter ernten.
4. Spinat – der Allrounder im Wintergarten
Spinat ist ein robuster Klassiker, der im Herbst gesät im Winter langsam weiterwächst und im Frühling erneut austreibt. Er liefert Vitamin A, C und Eisen – und das mitten in der kalten Jahreszeit.
Sorten-Tipp:
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Winterriesen Verdil – sehr frosthart
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Matador – schnellwüchsig, aromatisch
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Monnopa – klassischer Herbst- und Winterschnittspinat
So geht’s:
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Aussaat: ab Mitte September bis Anfang November in Reihen (ca. 25 cm Abstand).
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Pflege: regelmäßig gießen, aber nicht über die Blätter; Unkraut flach entfernen.
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Kälteschutz: bei Temperaturen unter –8 °C mit Vlies oder Reisig abdecken.
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Ernte: laufend ab Dezember – immer nur äußere Blätter ernten, das Herz stehen lassen.
Extra-Tipp: Nach der Winterernte treibt Spinat im Frühling neu aus – perfekt für die erste Frühjahrsernte, ohne neu zu säen.

Foto: © Löwenzahn Verlag/Wolfgang Palme
5. Wurzelgemüse – Lagerhelden und Vitaminbomben
Unter der Erde herrscht auch im Winter Hochbetrieb.
Pastinaken, Rote Bete, Schwarzwurzeln oder Haferwurzeln wachsen im Herbst aus und bleiben im Winter frisch – sie sind das Fundament jeder Selbstversorgung im Winter.
Sorten-Tipp:
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Pastinake ‘Halblange Weiße’: süß-nussig, gut lagerfähig
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Rote Bete ‘Robuschka’: rund, kräftig im Geschmack
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Schwarzwurzel ‘Hoffmanns Schwarze Pfahl’: aromatisch und frosthart
So geht’s:
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Ernte: Sobald das Laub vergilbt, kann geerntet werden – am besten an frostfreien Tagen.
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Lagerung: In Kisten mit feuchtem Sand, im kühlen Keller oder direkt im Beet.
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Kälteschutz: Bei Frost nicht ausgraben! Einfach mit einer dicken Schicht aus Stroh, Laub oder Rasenschnitt abdecken.
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Pflege: Keine Düngung nötig, nur unkrautfrei halten.
Extra-Tipp: Wurzelgemüse, das im Boden bleibt, speichert Nährstoffe und bleibt durchgehend frisch – dein natürliches „Vitaminlager“ direkt im Garten.

Foto: © Löwenzahn Verlag/Fabian Weiss
Der Winter ist keine Pause, sondern ein Anfang
Jetzt, wo andere den Garten bereits in den Winterschlaf schicken, kannst du noch einmal richtig durchstarten. Der Oktober ist deine letzte Chance, um das Hochbeet vorzubereiten, den Boden zu beleben und mit den richtigen Sorten in eine neue Saison zu starten. Wintergemüse anbauen bedeutet, sich unabhängig zu machen – von Importware, Energieverschwendung und leeren Regalen – und stattdessen mitten im Winter frisches Grün aus eigener Erde zu genießen.
Mit Feldsalat, Spinat, Grünkohl oder Asia-Salaten im Beet, einer Mulchdecke gegen Frost und etwas Geduld verwandelt sich dein Garten in einen stillen Vorratsraum voller Leben. Schon wenige Wochen nach der Aussaat zeigen sich zarte Blätter unter dem Vlies – ein kleiner Vorgeschmack auf die erste Winterernte im Schnee.
Wie Wolfgang Palme schreibt: „Im Winter zu ernten, frisches Gemüse aus der Erde zu holen, etwas Buntes im Schnee zu finden – das eröffnet eine ganz andere Welt.“
Also: Mach’s dir warm, zieh die Gartenhandschuhe über – und lass dich vom Winter überraschen. Dein Beet schläft nicht, es atmet nur leiser.