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verschiedener Honig in Gläsern
BEITRAGSAUTORIN: Christophe | KATEGORIE: Natürlich & nachhaltig leben | 08.09.2017

Der Wanderimker – Interview mit Johannes Gruber

Fast überall ist es deutlich leiser geworden.
Da und dort ist es vollkommen verstummt.

Das sanfte Brummen und Summen der Bienen auf den Feldern, Wiesen und Waldlichtungen ist vielerorts kaum mehr vernehmbar, die Gründe dafür sind vielfältig und zum Teil noch unerforscht: Varroamilben, giftige Pflanzenschutzmittel, Umweltverschmutzung werden genannt, eine endgültige Lösung des Problems ist noch nicht in Sicht. Doch gerade in Zeiten des vielzitierten Bienensterbens ist ein jahrhundertealtes Handwerk wieder im Aufwind: Die Imkerei boomt und vor allem in den Städten, wo die Honigbienen eine beachtliche Pflanzenvielfalt vorfinden, übt die Pflege von Bienenvölkern, die Beschäftigung mit dem großen Spektrum der Honigaromen, das Heimwerken an Beuten, Rähmchen und Schleudern eine riesige Faszination aus.

Autor und Wanderimker aus Leidenschaft: Johannes Gruber. Foto: © Wolfgang Hummer

Eine, die einen nicht mehr loslässt, ist man einmal in die beeindruckende Welt der emsigen Tierchen und der goldgelben, honiggetränkten Waben eingetaucht. Johannes Gruber weiß viel davon zu berichten, denn seit vielen Jahren widmet er sich seinen 200 Bienenvölkern und stellt in zweiter Generation sortenreinen Bio-Honig her. Und dies auf eine ganz besondere Art und Weise, denn dazu wandert er mit seinen Bienen von Blüte zu Blüte und führt sie zu den verschiedenen Trachtpflanzen, die ihrem Honig den unverwechselbaren Geschmack verleihen. Fruchtig-tropisch mit einer markanten Ananas-Note oder würzig wie Vanille: So vielfältig die Aromen sind, die das Volk seinem Honig verleiht, so facettenreich ist auch das Aussehen des flüssigen Golds, das der anerkannte Honigsommelier von seiner Wanderschaft wieder mit nach Hause nimmt. Von milchweiß über kräftig-rotgold bis zu einer unvermutet kristallin-wasserfarbenen Klarheit reicht die erstaunlich breit gefächerte Farbpalette, die Johannes Gruber unter der Saison in Gläser bannt.

Das Farbspektrum von Honig reicht von hellgelb-wasserfarben über milchweiß-hellgrau bis zu dunkelgelb und bernsteinfarben. Foto: © Wolfgang Hummer

Wenn Johannes Gruber seine Bienen auf nächtlichen Touren zu ihren Weidegebieten zu den gerade in Blüte stehenden Pflanzen führt, folgt er der jahrtausendealten Tradition der Wanderimker. Schon seit der Antike ziehen Imker mit ihren Völkern dem Blütenkalender hinterher, immer auf der Suche nach blühenden Pflanzen, Wasserquellen, passenden Windbedingungen, günstigen Niederschlagskonstellationen und neuen Geschmackswelten.

In seinem neuen Buch nimmt uns Johannes Gruber mit auf die Reise. Zusammen mit der Journalistin Nina Wessely und dem Fotografen Wolfgang Hummer gewährt er uns tiefe Einblicke in das spannende Handwerk der Imker im ganzen Land und das faszinierende Leben im brummenden Bienenstock.

Kommt mit auf eine faszinierende Rundreise durch die Wiesen, Auen, Wälder, Städte und Moore! Dorthin, wo es doch noch deutlich zu vernehmen ist: das sanfte Summen, das betriebsame Flirren der emsigen, kleinen Tierchen, die seit Anbeginn unserer Geschichte so eng mit unserem Schicksal verwoben sind.

Denn seit es Menschen gibt, ist Honig ein wertvolles Gut, als Rauschmittel, Totenbalsam, Opfergabe, Zahlungs- und Heilmittel ist die köstliche Nahrungsreserve der fleißigen Insekten ständiger Begleiter aller menschlichen Gesellschaften.

Foto: © Wolfgang Hummer

Wir haben Johannes Gruber zur Bedeutung des “flüssigen Golds”, zu den vielfältigen Herausforderungen des Imkerhandwerks, zur ungeahnten Vielfalt der Aromen und Farbwelten der Honigsorten und zur jahrhundertealten Tradition der Wanderimkerei befragt:

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Sie haben sich vor einigen Jahren dazu entschieden, als Vollerwerbsimker Ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Was macht den Reiz der Imkerei für Sie aus? 

Die Imkerei hat viele Facetten. Sie ist einerseits eine der ältesten landwirtschaftlichen Kulturtechniken. Sie ist ein Pakt zwischen Imker und Bienen mit beiderseitigem Nutzen. Die Bienen erhalten ein Heim, das so attraktiv ist, dass sie aus freien Stücken bleiben, und der Imker erntet den Honig als Lohn für sein „Hausmeistertum“. Die Imkerei ist Landwirtschaft ohne Grundbesitz. Sie beschränkt sich auf die Abschöpfung der Zinsen, des Überflusses, den die Natur uns schenkt, ohne Eingriff in Ressourcen, ohne Raub an Substanz.

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Foto: © Wolfgang Hummer

Das Imkerhandwerk ist geprägt von einer langen Tradition – Fachliteratur lehrt die Theorie, die Erfahrung hingegen noch einiges mehr. Welche Herausforderungen bringt die Imkerei mit sich, auf die man vielleicht nicht vorbereitet ist?

Eines der wichtigsten Dinge für einen Imker ist die ständige Kommunikation mit seinen Bienen, das Erkennen ihrer Zeichen und Bedürfnisse. Man braucht viel Geduld und muss sehr  genau beobachten. Die anfängliche Begleitung durch einen erfahrenen Imker ist sehr wichtig.

Was ist das Besondere an Honigen und ihrer riesigen Vielfalt? Gibt es einen Honig, der Ihnen persönlich am besten schmeckt?

Der Honig ist Abbild der Landschaft seiner Herkunft. Da der Flugradius der Bienen mit 4 km begrenzt ist, spiegelt Honig als eine Art Landschaftsportrait die Pflanzen im Flugbereich der Bienen. Zudem ist Honig eines der ganz wenigen Lebensmittel, die keine Veränderung durchlaufen. Honig konserviert sich selbst. Der Blütennektar der einzelnen Trachtpflanzen unterscheidet sich deutlich in Hinblick auf Farbe und Aroma und jede Landschaft hat ihre eigenen Honige, abhängig von der Zusammensetzung ihrer Trachtpflanzen. Das ist einzigartig in der Natur.
Meine Lieblingshonige sind dunkle Honigtauhonige von Fichte und Tanne. Aber auch Edelkastanienhonig schätze ich sehr.

Foto: © Wolfgang Hummer

Sie produzieren nun in zweiter Generation Bio-Honige, konnten also von Ihren Vorfahren lernen und leben die Tradition mit großer Hingabe weiter. Wie wichtig ist Ihnen die Weiterführung eines solchen Handwerks?

Sehr wichtig. Die Weitergabe dieses Handwerkes ist mir ein großes Anliegen. Meiner Ansicht nach ist der momentane Hype um die Imkerei eine Art Sehnsucht nach Nähe zur Natur.

Und kaum eine Tätigkeit ist naturnäher als die Imkerei.

Eine Besonderheit des Honigs ist das mehrsensorische Erleben. Jeder Honig riecht und schmeckt anders, hat eine spezielle Farbe und Konsistenz. Was macht für Sie einen guten Honig aus?

Guter Honig ist wie guter Wein. Er hat eine feine Balance zwischen Säure, Zucker und Geschmacksaromen am Gaumen. Seine Verkostung ist wie „Gaumenkino“, ein Film, der die Geschichte seiner Herkunft mit vielen Nuancen und Zwischentönen erzählt.

Die Weitergabe dieses Handwerkes ist Johannes Gruber ein großes Anliegen. Foto: © Wolfgang Hummer

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Gemeinsam mit Nina Wessely hat Johannes Gruber Imkerinnen und Imker im ganzen Land besucht, um dem Ursprung und dem Geschmack der verschiedenen Honigsorten nachzuspüren. Sie erzählen von der Wunderwelt der Bienen und von den Menschen, die ihr Leben dem flüssigen Gold verschrieben haben, sie beschreiben sanfte Aulandschaften und saftige Bergwiesen und die so genannten Trachtpflanzen, die unseren Bienen den wertvollen Nektar spenden.

  • alles über die Geschmacksvielfalt des Honigs, seine Entstehung und seine Inhaltsstoffe
  • vielfältige Einblicke in die Tradition des Imkerhandwerks und die faszinierende Lebensweise der Bienen
  • mit vielen Informationen zu den Nektar spendenden Pflanzen, wie Sonnenblume, Linde, Fichte oder Alpenrose
  • stimmungsvolle Bilder von Wolfgang Hummer, die einen wunderbaren Blick auf Menschen, Bienen und die Natur eröffnen
  • für alle HonigliebhaberInnen, ImkerInnen und BienenfreundInnen

2 Kommentare zu “Der Wanderimker – Interview mit Johannes Gruber

  1. ich würde gerne sortenreinen honig aus der region kaufen. vor allem buchweizen und tanne. ersuche um kurze info .

    1. Lieber Franz,
      danke für deinen Kommentar! Reinsortiger Buchweizen-Honig ist bei uns selten, in Polen und Slowenien findet man ihn jedoch häufiger. Honig von Tanne oder Fichte wird vereinfacht meist als Waldhonig bezeichnet, in der Schweiz, Deutschland und Österreich gibt’s ihn oft. Liebe Grüße, Christophe

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