Klimaneutral leben: Wie du deinen CO2-Fußabdruck zum Schrumpfen bringst
Wir wissen: Klimaneutral leben hört sich erst mal nach einer riesigen Umstellung und einer Menge Arbeit an. Und ja, unseren CO2-Ausstoß können wir nicht von einem auf den anderen Tag komplett reduzieren. Aber – und jetzt kommt die supergute Nachricht – wir können ihn Schritt für Schritt minimieren, und das ganz einfach. In diesem Beitrag erfährst du, wie du deinen ökologischen Fußabdruck berechnest, und wir zeigen dir, wie du in den Bereichen Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum klimaneutral leben kannst!
Klimaneutral leben: Geht das überhaupt?
Du fragst dich jetzt sicher, was klimaneutral leben bedeutet und ob das überhaupt möglich ist – und das völlig zu Recht. Jetzt reden wir mal Klartext:
Klimaneutral leben heißt, dass wir mit unserem Handeln die Menge an klimaschädlichen Gasen in der Atmosphäre nicht erhöhen. Es geht außerdem darum, dass wir unsere bisherigen Gewohnheiten überdenken und aktiv versuchen, unsere CO2-Emissionen zu verringern.
Doch wer kann und soll Verantwortung übernehmen?
Es ist sehr wichtig, dass jede*r Einzelne von uns sich damit auseinandersetzt, wie wir klimaneutral leben können, aber wir müssen uns auch bewusst sein: Die Verantwortung kann und darf nicht nur auf dem Rücken der einzelnen Menschen liegen, auch die großen Player müssen endlich reagieren und sich aktiv beteiligen. Die EU zum Beispiel hat sich als Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden.
Kann ich klimaneutral leben?
Die Antwort auf die Frage, ob man klimaneutral leben kann, lautet eindeutig: Ja. Aber wir müssen uns im Klaren sein: Unseren CO2-Ausstoß können wir nicht gänzlich verhindern. Sehr wohl können wir diesen aber bewusst kleinhalten. Entscheidend ist dabei:
- wie wir wohnen,
- wie wir uns ernähren,
- wie wir uns fortbewegen
- und wie wir einkaufen.
Weiter unten erfährst du, wie du in diesen Bereichen klimaneutral leben kannst.
Und was ist mit dem Rest?
Und was tun mit dem CO2-Ausstoß, den wir nicht verhindern können? Den können wir kompensieren. Die Idee dahinter: Für die Menge CO2, die durch eine Handlung ausgestoßen wird, soll an einer anderen Stelle die gleiche Menge eingespart werden.
Klingt zwar super, man muss jedoch bedenken: CO2 wird trotzdem ausgestoßen und wir machen in gewisser Weise weiter wie bisher. Besser also: Den CO2-Ausstoß immer so gering wie möglich zu halten.
Wie viel CO2-Ausstoß pro Person ist klimaneutral?
Im Jahr 2018 hat jede*r Deutsche ca. 8 Tonnen Treibhausgase ausgestoßen, in Österreich lag der Ausstoß mit ca. 7 Tonnen etwas darunter. Um klimaneutral leben zu können, müsste dieser Wert aber auf unter eine Tonne pro Jahr und pro Kopf reduziert werden.
Pro Mensch und pro Tag sollen also nicht mehr als 6,8 kg CO2 ausgestoßen werden – nur so können wir unseren Teil dazu beitragen, dass das Klima und unsere Welt im Gleichgewicht gehalten werden.
In welchen Bereichen wird in Deutschland durchschnittlich am meisten CO2 ausgestoßen?
- Konsum: 28 %
- Mobilität: 23 %
- Heizung: 18 %
- Ernährung: 14 %
- Öffentliche Infrastruktur: 10 % (z. B. in der öffentlichen Verwaltung oder im Bildungswesen, der*die Einzelne hat hier nur einen indirekten Einfluss)
- Strom: 7 %
Hier wird deutlich: Klimaschutz ist nicht nur eine individuelle Angelegenheit. Dass der Wert für die öffentliche Infrastruktur bei 10 % liegt, zeigt, dass auch diese klimaverträglicher gestaltet werden muss.
Klimaneutral leben: Check den Status quo mit einem CO2-Rechner
Du willst ganz genau wissen, für wie viel CO2-Ausstoß du verantwortlich bist? Finde es heraus! Mit diesen drei Rechnern schaffst du dir einen Überblick:
CO2-Rechner von Klimaktiv für das Deutsche Umweltbundesamt
Dieser Rechner zeigt dir, wie viel CO2 du im Moment verbrauchst und an welchen Stellen du konkret einsparen kannst.
Mein Fußabdruck vom Österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Mithilfe von diesem Rechner findest du deinen ökologischen Fußabdruck heraus – also, wie stark deine Lebensgewohnheiten das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen der Erde beanspruchen. Außerdem erfährst du, wie du deinen Fußabdruck aktiv verringern kannst.
Die CO2-Rechner sind zwar eine gute Möglichkeit für Einzelpersonen, ihren Verbrauch auszurechnen, aber: Es sind nicht Einzelpersonen, die hauptsächlich für die große Menge an Treibhausgasen verantwortlich sind, sondern Großunternehmen wie Ölkonzerne. Hinter dem Konzept des CO2-Fußabdrucks steht der Ölkonzern BP, der den Rechner 2014 herausbrachte. Mit dem Rechner lenkte BP den Fokus weg von seinem eigenen massiven Ausstoß hin zu dem von Einzelpersonen – damit wird auch die Verantwortung an Einzelpersonen übergeben.
Quelle: ARD Alpha, „Wie der CO2-Fußabdruck die Klima-Realität verschleiert“: https://www.ardalpha.de/wissen/co2-fussabdruck-carbon-footprint-shell-exxon-bp-taeuschung-100.html
Ein guter Tag
In dieser App sind die 6,8 kg CO2, die jede*r von uns pro Tag nicht überschreiten soll, umgerechnet in Punkte. Pro Tag stehen uns also 100 Punkte zur Verfügung, die wir für Wohnen, Heizen, Stromverbrauch und unsere Mobilität „ausgeben“ können. Die App zeigt dir dann, wo du ansetzen kannst, um einzusparen.
Die Beta-Version gibt’s für Android und iOS. Demnächst soll eine völlig neue Version angeboten werden.
Low hanging fruits: Die 4 Schritte mit der größten Wirkung
Genug geredet, jetzt wird’s ernst: Was kann jede*r von uns denn nun wirklich selber umsetzen? Lies hier, welche 4 Schritte deinen CO2-Fußabdruck besonders stark verringern:
- Rauf auf den Drahtesel: Steigst du bei kurzen Strecken vom Auto aufs Fahrrad um, reduzierst du so deine zurückgelegten Autokilometer. Und die Zeit an der frischen Luft wird dein Wohlbefinden deutlich steigern. Bei längeren Strecken: öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
- Urlaub? Mach ich auf Balkonien! Warum in die Ferne fliegen, wenn dein eigener Balkon ein kleiner Kräuterdschungel oder ein Gemüse-Eldorado ist, auf dem es jede Menge zu entdecken gibt? Also, lieber in deinem kleinen Outdoor-Paradies faulenzen und aufs Fliegen verzichten.
- Eat green: Fleisch, Käse und Butter – die Herstellung solcher Produkte geht mit besonders hohen Emissionen einher. Wusstest du, wie viel die Produktion von einem Kilo Rindfleisch an Treibhausgasemissionen verursacht? Zwischen 11 und 30 kg. Bei Obst und Gemüse liegt dieser Wert hingegen bei weniger als einem Kilo. Und noch besser:
- Essen, was die Jahreszeit und deine Region hergeben: Denn mit Gemüse und Obst aus deiner Region lässt du die vielen unnötigen Transportkilometer einfach hinter dir und kannst jede Menge CO2 einsparen. Viele wunderbare und saisonale Rezepte findest du z. B. in „Rezepte für eine gute Zeit“ . Und regionales Obst und Gemüse gibt’s dank Urban Farming auch in der Stadt!
Unser Tipp: Zieh Karotten, Radieschen und Kohlrabi doch einfach selber aus der Erde – Hochbeet-Queen Doris Kampas verrät dir in „Das unglaubliche Hochbeet“, wie du in einem Jahr 15 (!) Gemüsesorten im Hochbeet anpflanzen kannst.
Wie kann ich klimaneutral leben: Tipps für verschiedene Lebensbereiche
Du willst endlich selber aktiv und Klimaheld*in werden? Super! Vor allem in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Ernährung und Konsum kannst du ordentlich was verändern – und das ohne viel Aufwand. Hier verraten wir dir ein paar Tipps, wie du in deinem Alltag klimaneutral leben kannst.
Sag mir, wie du wohnst …
… und erfahre, wie du deinen ökologischen Fußabdruck deutlich zum Schrumpfen bringen kannst: Denn auch in den eigenen vier Wänden gibt es ein paar Punkte, die du gleich umsetzen kannst:
- It’s getting hot in here … not: Dreh deine Heizung um einen Grad runter und dein ökologischer Fußabdruck wird sich enorm verringern. Außerdem: Die Temperatur in der Nacht auf 16 Grad stellen. Und wann hast du deinen Heizkörper das letzte Mal entlüftet? Unbedingt nach dem Sommer machen – so musst du im Winter weniger heizen.
- Woher kommt mein Strom? Überlege dir, zu Ökostrom zu wechseln, der aus erneuerbaren Quellen kommt – vielleicht hast du aber auch die Möglichkeit, dir eine eigene Solaranlage zu installieren?
Unser Tipp: In 3 Schritten zur eigenen Photovoltaik-Anlage! In „Wie wir leben könnten“ zeigt dir Theresa Mai, wie’s geht: deinen Stromverbrauch berechnen, den richtigen Standort für die Anlage finden und herausfinden, was es mit Batterien, Wechselrichtern und Ladereglern auf sich hat, damit deine Photovoltaik-Anlage auch funktioniert.
- Plitsch, platsch, Wasser marsch? In deinem Garten kannst du dein Regenwasser super nützen, indem du es auffängst und dann damit deine Pflanzen gießt. Und drinnen? Wir in Österreich und Deutschland haben das große Glück, dass hochwertigstes Trinkwasser direkt aus dem Wasserhahn fließt – und das wollen wir auf keinen Fall verschwenden. Deshalb: Wasserhahn beim Zähneputzen zudrehen, Geschirrspüler erst einschalten, wenn er so richtig voll ist und rechtzeitig die Stopptaste bei der Toilette drücken.
Apropos Toilette: Wusstest du, dass mit jeder Klospülung wertvolles Trinkwasser im Kanal landet? Von Theresa Mai erfährst du in „Wie wir leben könnten“, wie du mit einer Humus-Toilette richtig viel Wasser sparen kannst. Denn: Pro Jahr spülen wir ca. 12.400 Liter Trinkwasser weg. Krass, oder? Und das Beste: Es ist gar nicht schwer, eine Komposttoilette selber zu bauen!
Von A nach B kommen mit möglichst wenig CO2
Dein Fahrrad ist dein täglicher Begleiter und in den nächsten Urlaub fliegst du nicht mit dem Flugzeug? Super! Es gibt aber auch noch andere Tipps, wie du dich klimaneutral fortbewegen kannst:
- Nimm die Beine in Hand: Die Bäuerin, von der du die Kartoffeln holst, wohnt gleich ums Eck? Dann lass alle Fortbewegungsmittel stehen und mach einen Spaziergang dorthin! Du wirst sehen, wie toll du damit vom Alltag abschalten kannst.
- Mein Auto? Unser Auto! Wenn schon Auto, warum dann nicht mit anderen teilen? Vor allem in den größeren Städten gibt es immer mehr Carsharing-Anbieter. Der Vorteil: Auf den Straßen sind weniger Autos, wodurch weniger CO2-Emissionen ausgestoßen werden.
- Mitfahrgelegenheit gesucht: Es gibt viele Mitfahrbörsen, in denen du auf Gleichgesinnte treffen kannst, die den gleichen Weg zurücklegen wollen wie du. Steigt zusammen ins Auto und du wirst sehen: Gemeinsam macht es deutlich mehr Spaß!
So geht klimafreundlich futtern
Weiter oben haben wir schon gezeigt, dass es einen enormen Unterschied machen würde, wenn wir weniger Fleisch essen würden. Auch wenn du regional und saisonal isst, kannst du klimafreundlich leben. Und sonst so?
- Einkaufen mit Plan: Überlege dir vor dem Lebensmitteleinkauf, welche Speisen du dir damit zubereiten willst, und – unsere Großeltern machen es uns vor – schreib dir eine Einkaufsliste. So entsteht nämlich nicht die Gefahr, dass du wahllos alles mitnimmst, was dich anlächelt.
- Schwing den Kochlöffel: Selber kochen hat zwei unschlagbare Vorteile: Erstens kannst du dabei klimafreundliche Lebensmittel verarbeiten und zweitens weißt du genau, was auf deinem Teller landet. Lust auf fluffige Sauerteig-Brote oder Wildkräuter-Pesto? Kannst du super easy selber machen.
- In den Müll? In den Topf! Was tun mit den Schalen von Karotten, Zwiebeln und Sellerie? Na, weiterverarbeiten! Und zwar zu feinen Gemüsefonds: Kaltes Wasser aufsetzen und die Schalen darin 30 Minuten köcheln lassen – fertig! Also, Essensreste einfach weiterverarbeiten und nicht wegschmeißen.
Shopaholics auf Entzug
Weitere Tipps, um klimaneutral zu leben, betreffen deinen Kleiderschrank – wie das geht, zeigen wir dir hier:
- Second Hand, second love: Einfach mal auf Flohmärkten oder im Kleiderschrank deiner Mutter schauen, welche Schätze sich dort finden lassen – das spart nicht nur Geld und ist weitaus nachhaltiger als neue Kleidung zu kaufen, sondern so bekommst du auch Kleidungsstücke mit Geschichte.
- Jetzt wird geflickt! Dein Kleiderschrank platzt – im wahrsten Sinne – aus allen Nähten? Keine Sorge, von deinen Lieblingsteilen musst du dich nicht trennen! Probiere doch einfach die Kleidungsstücke zu reparieren – du wirst sehen, Knöpfe annähen oder Socken stopfen ist gar nicht schwer!
- Get the Kleiderparty started! Und zwar mit deinen Freund*innen und eurer alten Kleidung: Tauscht, was das Zeug hält und eure Kleiderschränke hergeben – denn: Das Shirt, das du nicht mehr sehen kannst, möchte deine Freundin vielleicht am liebsten an sich sehen und mit nach Hause nehmen.
Und worauf kannst du beim Neukauf achten?
- Wie wurden die Stücke produziert?
- Woher kommt die Kleidung?
- Setzt sich das Unternehmen für CO2-Reduktion ein?
Aber klar: Wir wissen, das ist eine privilegierte Sichtweise. Nicht jede*r kann es sich leisten, beim Einkauf lediglich auf diese Dinge Wert zu legen. Deshalb: Jede*r hat individuelle Möglichkeiten und jede*r tut das, was gerade für sie*ihn klappt.
Klimaneutral leben – gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft!
Regionales und saisonales Obst und Gemüse kaufen, weniger Fleisch essen, die Heizung runterdrehen oder Kleidertausch-Partys mit deinen Freund*innen veranstalten – es gibt einige Punkte, die du gleich umsetzen kannst, wenn du klimaneutral leben willst. So können wir alle dazu beitragen, unser Klima in Balance zu halten. Womit willst du gleich beginnen?
Hol dir in unseren Büchern noch mehr Inspiration, wie du unabhängig und selbstbestimmt dein zukünftiges Leben gestalten kannst:
Quellen:
Publikation des Umweltbundesamt Deutschland zum Thema „klimaneutral leben“: http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/klimaneutral-leben
Zahlen von Statista zu CO2-Emissionen pro Kopf weltweit nach ausgewählten Ländern im Jahr 2018: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167877/umfrage/co-emissionen-nach-laendern-je-einwohner/
Ein Kommentar zu “Klimaneutral leben: Wie du deinen CO2-Fußabdruck zum Schrumpfen bringst”
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